BERLIN. AfD-Chef Jörg Meuthen sieht in seiner Niederlage im eigenen Kreisverband kein Zeichen für ein Erstarken des parteiinternen rechten „Flügels“. „Ich weiß, daß der Flügel in der Partei keine Mehrheit hat, und zwar bei weitem nicht hat. Und deswegen sehe ich das völlig entspannt. Wenn selbst in Thüringen, Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt der Flügel auf vierzig Prozent kommt, dann heißt das, es sind sechzig Prozent nicht dabei“, sagte Meuthen der Bayerischen Rundfunk.
Er verfüge über großen Rückhalt in der Partei, betonte Meuthen. Sein Wahlergebnis sehe er „relativ gelassen“. „Ich halte das für einen völlig normalen Vorgang. Es wird demokratisch gewählt, und das ist zu respektieren. Wäre ich einen Kreisverband weiter, hätte ich hundert Prozent der Stimmen. Das ist mal so, mal so, das ist sehr unterschiedlich bei uns.“
Zur Debatte um den Einfluß von „Flügel“-Chef Björn Höcke sagte Meuthen, das seien Meinungsunterschiede, die bereits „abgefrühstückt“ seien. Die Gefahr einer Machtübernahme in der AfD durch den „Flügel“ sehe er nicht.
„Flügel“ weist Verantwortung zurück
Meuthen hatte am Sonntag bei der Wahl der Delegierten zum Bundesparteitag eine Niederlage erlitten. Sein Kreisverband im baden-württembergischen Ortenau ließ ihn durchfallen. Das bedeutet, Meuthen kann den künftigen AfD-Vorstand im November nicht mitwählen. Während fast ausschließlich Delegierte gewählt wurden, die dem Flügel nahestehen, erhielt Meuthen von seinen Parteifreunden mehr Nein- als Ja-Stimmen.
Die beiden führenden „Flügel“-Köpfe, Höcke und Andreas Kalbitz, wiesen am Dienstag eine Verantwortung für Meuthens Wahlschlappe zurück. Der Vorgang habe nichts mit dem „Flügel“ zu tun, sondern sei die alleinige Angelegenheit des Kreisverbandes, hieß es in einer Stellungnahme der beiden auf Facebook. Für den „Flügel“ sei die Einheit der Partei oberstes Gebot. „Unbenommen sparsamer sachlicher Kritik steht der ‘Flügel’ hinter dem amtierenden Bundesvorstand mit seinen beiden Bundessprechern als demokratisch legitimierte Institution.“
Auch mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen mahne man daher zur Geschlossenheit. Der Gegner stehe nicht innerhalb der AfD. Wer sich „von der medialen Stimmungsmache des Establishments beschleunigen“ lasse, gefährde den Auftrag der Partei. (krk)