Auch wenn es in Deutschland eine relativ hohe Parteibindung gibt, zeigen die Pfeile der Wählerströme nach Urnengängen zumeist wirr zwischen allen Parteien durcheinander. Auch bei den Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg gewannen CDU, SPD, Linkspartei und Co. neue Stimmen von anderen Parteien hinzu, verloren gleichzeitig aber noch viel mehr.
Anders bei der AfD. Sie verlor sowohl in Sachsen, als auch in Brandenburg kaum Wähler an die anderen Parteien, wie eine Nachwahlbefragung von Infratest dimap im Auftrag der ARD zeigt. Stattdessen konnte sie einen satten Stimmenzuwachs von Wählern der Konkurrenzparteien sowie Nichtwählern verzeichnen. In Sachsen gewann sie rund 395.000 Stimmen dazu, in Brandenburg etwa 160.000.
Von den rund 595.000 Listenstimmen in Sachsen erhielt die AfD 246.000 aus der Gruppe der Nichtwähler. Das ist beispielsweise deutlich mehr als die Partei 2014 gesamt an Stimmen bekommen hatte (159.000). Den zweitgrößten Wanderungsgewinn erzielte die AfD durch neue Wähler von der CDU. 84.000 frühere CDU-Wähler gaben ihre Stimme diesmal der AfD. Es folgen 27.000 Wähler von der Linkspartei, 10.000 von der SPD, 8.000 von der FDP, 2.000 von den Grünen und 38.000 von anderen Parteien. 17.000 Neuwähler stimmten für die AfD.
Senftleben: Gespräche mit Linkspartei nicht ausgeschlossen
In Brandenburg ergibt sich ein ähnliches Bild. Auch hier kam mit 115.000 das Gros der neuen Stimmen aus der Gruppe der Nichtwähler. Die zweitgrößte Wanderungsbewegung stammt nicht von der stärksten Partei Brandenburgs, der SPD, sondern von der CDU. 29.000 Bürger, die 2014 noch die Schwarzen wählten, machten diesmal ihr Kreuz bei der AfD. Von den Sozialdemokraten waren es 14.000, von der Linkspartei 12.000, von den Freien Wählern 3.000, von den Grünen 2.000. Von anderen Parteien kamen 6.000 Stimmen sowie 8.000 von Neuwählern.
Die CDU hat in beiden Bundesländern am meisten Wähler an die AfD verloren. Zwar hatte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer im Wahlkampf ununterbrochen betont, bei dieser Wahl gehe es nicht um die für viele als zu sozialdemokratisch geltende Bundes-CDU. Viele konservative CDU-Wähler dürften ihm das aber nicht abgenommen haben und zur AfD gewechselt sein.
Brandenburgs CDU-Chef Ingo Senftleben hat vor der Wahl Gespräche mit der Linkspartei nicht ausgeschlossen und dürfte damit klassische CDU-Anhänger abgestoßen haben. Die CDU wird sich in beiden Bundesländern mit einer weiteren Partei mit Volksparteistatus arrangieren müssen, die nicht so schnell wieder verschwindet.