Daß die AfD sich noch immer schwer damit tut, Lokale für ihre Veranstaltungen zu finden, ist kein Geheimnis. Daran änderte auch der Einzug in den Bundestag und in 14 Landtage nichts. Manche Betreiber haben Angst vor linksextremen Anschlägen, die eine Beherbergung der AfD nicht selten mit sich bringt.
Andere lehnen Gäste mit AfD-Parteibuch aus Überzeugung ab. Dazu gehört ein Gastwirt im hessischen Heuchelheim bei Gießen. Er sorgte mit der Kündigung eines Vertrags mit mehreren AfD-Mitgliedern aus Gießen für empörte Reaktionen bei der Partei. Denn die Wortwahl seines Absage-Schreibens hat es in sich.
Gießener AfD kritisiert „vollständige Gehirnwäsche durch Altparteien“
„Solange diese Partei ekelerregende Menschen wie von Storch und Höcke beheimatet, solange muß jeder ‘gute Deutsche’ dafür sorgen, daß diese Nazi-Weisheiten nicht unter die Menschen gebracht werden!“ Und weiter: „Diese Partei schadet unserem Land im Ausland und unseren Kindern! Es ist ein Virus, der hoffentlich bald völlig ausgerottet ist!“
Die Gießener AfD veröffentlichte das Schreiben anonymisiert auf ihrer Facebook-Seite und kritisierte die verwendeten Begriffe: „Man sollte, auch wenn man offenbar in den Genuß einer vollständigen Gehirnwäsche durch die Altparteien gekommen ist, vorher nachdenken, was man so von sich gibt.“
Restaurant-Betreiber verteidigt Wortwahl
Auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT verteidigt der Betreiber des „Turnhallen-Restaurants Rustico“ seine Wortwahl. „Bei so ekelerregenden Personen braucht es eine so drastische Wortwahl“, betont er. Die stellvertretende AfD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Beatrix von Storch, und der AfD-Chef in Thüringen, Björn Höcke, seien „die größten Schädlinge für Deutschland“.
Er stehe hundertprozentig zu seiner Wortwahl. „Es müssen mehr Leute gegen diese Partei aufstehen“, fordert er. Der Wirt bekräftigt im Gespräch mehrfach, er sei ein konservativer Mensch, der auch Fehler in der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung sehe.
AfD nimmt Vorwürfe locker
Angst vor Drohungen von AfD-Anhängern habe er nicht. „Ich habe Dutzende E-Mails erhalten, die meiner Haltung voll zustimmen. Viele haben mich angerufen.“ Er wünsche sich, „daß jeder junge Mensch einmal Ausschwitz gesehen hat“. Er fühle sich nicht schuldig, Deutschland habe jedoch „eine moralische Verpflichtung, mehr zu tun als alle anderen Länder auf der Welt“.
Die AfD nimmt die Vorwürfe locker. Der Restaurant-Betreiber werde „irgendwann verstanden haben, was es bedeutet, ein ‘Nazi’ zu sein bzw. wie es ist, wenn faschistoides Gedankengut in reales Handeln verwandelt wird“. Und dabei gehe es nicht darum, „daß er seinen Gästen heute noch Filet vom Schwein servieren darf und schon morgen vielleicht nicht mehr“. Über die Absage seien die betroffenen Parteimitglieder froh. „Denn ihm hätten wir den Umsatz mit uns tatsächlich nicht gegönnt.“