BERLIN. Nahezu jede zweite Abschiebung aus Deutschland ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres abgebrochen worden. Abgelehnte Asylbewerber seien in 4.752 Fällen nicht abgeschoben worden. Demgegenüber stünden 5.548 erfolgreiche Rückführungen, berichteten am Donnertag die Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
In einigen Fällen wurden die Abschiebungen in letzter Minute gestoppt. Piloten oder Fluggesellschaften waren 75mal dafür verantwortlich. Im Vorjahr lehnten diese 314mal die Beförderung ausgewiesener Asylbewerber ab.
Polizei kritisiert die Ablehnungen der Beförderung
Das Vorstandsmitglied der Vereinigung Cockpit, Jörg Handwerg, verteidigte die Entscheidung der Piloten. Wenn ein Flugpassagier an Bord komme, „der gewalttätig wird und sich aggressiv verhält, muß der Kapitän die Beförderung überdenken“.
Die Bundespolizei findet dafür wenig Verständnis. Ein Sprecher sagte, von den entsprechenden Personen gehe „keine Gefahr für die Sicherheit und Ordnung an Bord des Luftfahrzeuges“ aus, da die Polizei die Rückführung begleite.
Abzuschiebende in Sammelrückführungen würden daher nun mit gecharterten Flugzeugen ausgeflogen. Dadurch könne es „nicht zu Beförderungsausschlüssen durch die Piloten“ kommen.
Rückführungen scheiterten meist am fehlenden Asylbewerbern
Die Polizei betonte, es sei „enorm wichtig“ die Anzahl dieser Abbrüche zu senken, gleichwohl sie zahlenmäßig „von eher nachrangiger Bedeutung“ seien.
Der häufigste Grund für fast 21.000 fehlgeschlagene Rückführungen waren im Jahr 2017 Abzuschiebende, die nicht am Flugzeug erschienen. In über 9.000 Fällen wurden Abgelehnte nicht abgeschoben, weil die Betroffenen nicht angetroffen wurden, Atteste über Flugunfähigkeit hatten oder Einspruch einlegten. (mp)