BERLIN. Der Bundesvorstand der Jungen Alternative (JA) hat sich auf den Ausschluß des niedersächsischen Landesvorsitzenden Lars Steinke verständigt. Hintergrund sind dessen Äußerungen über den Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Steinke hatte diesen auf Facebook unter anderem als „Feigling“ und „Verräter“ bezeichnet.
Der JA-Vorstand werde Steinkes Rauswurf nun beim Bundesschiedsgericht des Verbands beantragen. Zudem soll Steinke als Landeschef abgesetzt werden. Die Entscheidung wurde nach Informationen der JF im Bundesvorstand mit zehn Ja-Stimmen bei einer Gegenstimme getroffen.
Der Bundesvorsitzende der Jungen Alternative, Damian Lohr, begründete die Entscheidung am Montag abend damit, daß Steinke offenbar das Ziel verfolge, der JA und der AfD zu schaden.
JA will „deutliches Zeichen“ setzen
„Lars Steinke hat mit seinen Äußerungen zu Graf von Stauffenberg und zum deutschen Widerstand gegen die NS-Herrschaft nicht zum ersten Mal gegen die Ordnung der Jungen Alternative verstoßen. Bereits im vergangenen Jahr scheiterte ein anderes Ausschlussverfahren lediglich aus formellen Gründen. Wir müssen hier also von vorsätzlichen Handlungen ausgehen“, teilte Lohr mit.
Der JA-Bundesvorstand wolle deshalb ein deutliches Zeichen setzen. „Wer ständig mit organisationsschädigenden Äußerungen auf sich aufmerksam macht – und nun sogar die abwegige Behauptung aufstellt, die deutschen Widerstandskämpfer um Graf von Stauffenberg seien Feinde und Verräter des deutschen Volkes gewesen – der hat in der AfD und der Jugendorganisation der Partei definitiv nichts verloren“, betonte der JA-Chef. Steinke kann gegen den Beschluß des Bundesvorstands Rechtsmittel einlegen.
Zuvor hatte sich schon die AfD-Spitze um Alexander Gauland und Jörg Meuthen dafür ausgesprochen, Steinke aus der AfD auszuschließen. Gauland nannte die Äußerungen Steinkes „bodenlosen Schwachsinn“. Stauffenberg sei „ein Held der deutschen Geschichte“. Steinke habe sich mit seiner Kritik für die AfD disqualifiziert. „Er sollte ausgeschlossen werden“, forderte Gauland.
Steinke: „Kann Heldenmythos um Stauffenberg nicht nachvollziehen“
Ähnlich bewertete das auch Meuthen: „Die Äußerungen des Herrn Steinke sind komplett inakzeptabel, offenbaren ein absurdes Geschichtsverständnis und haben in der AfD absolut nichts zu suchen.“
Steinke hingegen bereute zwar seine Wortwahl. Den Hitler-Attentäter als „Verräter“ und Feigling“ zu bezeichnen, sei „zu harsch und zu überspitzt“ gewesen, sagte er der JUNGEN FREIHEIT.
Dennoch sehe er das Attentat vom 20. Juli 1944 kritisch. „Das betrifft vor allem den späten Zeitpunkt 1944 und die Art der Durchführung“, erläuterte der JA-Funktionär. „Wenn es Stauffenberg allein um das deutsche Volk gegangen wäre, dann hätte er das Attentat schon früher begehen müssen – und nicht erst 1944. Und er hätte sich opfern müssen, um sicherzugehen, daß Hitler auch wirklich getötet wird. Das hat er aber, warum auch immer, nicht.“ Grundsätzlich sehe er den deutschen Widerstand aber nicht negativ, betonte Steinke. „Ich kann nur die Euphorie und den Heldenmythos um Stauffenberg nicht nachvollziehen.“ (krk)