BERLIN. Der AfD-Europaabgeordnete Hans-Olaf Henkel ist von seinem Amt als stellvertretender Parteivorsitzender zurückgetreten. Henkel bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der FAZ. „Ich lege meine Funktion als stellvertretender Sprecher der AfD nieder“, sagte Henkel der JUNGEN FREIHEIT.
„Ich bleibe aber Mitglied der AfD und auch Europaabgeordneter.“ Gleichzeitig kündigte Henkel an, sich in Zukunft wieder verstärkt in den Wahlkampf einbringen zu wollen. „Vor allem in den nächsten zwei Wochen in Bremen.“
„Weckruf an die Anständigen und Vernünftigen in der Partei“
In der FAZ begründete Henkel seine Entscheidung mit den angeblichen Versuchen von „Rechtsideologen“, die Partei zu übernehmen, sowie mit charakterlichen Defiziten führender Parteifunktionäre. Sollte es nicht zu einer „Klärung“ im Richtungsstreit seiner Partei kommen, drohe der AfD der Untergang, warnte er. „Dann wird die AfD scheitern. Das ist meine feste Überzeugung.“
Der JF sagte Henkel, er sehe seine Entscheidung als „Weckruf an die Anständigen und Vernünftigen in der Partei“. Diese sollten das umsetzen, was in den Wahlprogrammen und den politischen Leitlinien der AfD beschlossen worden sei. „Und nicht denen das Ruder überlassen, die die Partei kapern wollen.“
Gauland bedauert Entscheidung
AfD-Vize Alexander Gauland bedauerte gegenüber der JF Henkels Rücktritt. „Ich halte die Entscheidung für falsch. Henkel hat in der Partei eine Aufgabe übernommen und hätte diese mit Ruhe und Gelassenheit bis zur Neuwahl des Parteivorstandes im Juni zu Ende führen müssen.“ Die Gründe für Henkels Schritt könne er nicht nachvollziehen. „Ich sehe niemanden, der die Partei von Rechts übernehmen will“, sagte Gauland.
Ähnlich äußerte sich auch AfD-Sprecherin Frauke Petry: „Ich bedauere den Rückzug von Hans-Olaf Henkel aus dem Bundesvorstand der AfD. Für mich ist dieser Schritt nach den für ihn schwierigen letzten Wochen persönlich nachvollziehbar“, sagte die sächsische AfD- Landes- und Fraktionschefin. Bei der im Juni anstehenden Neuwahl des Bundesvorstandes sei es daher besonders wichtig, alle innerparteilichen Strömungen gleichermaßen einzubinden, damit die Partei geeint in die nächsten Wahlkämpfe gehen könne.
Vorher hatte bereits AfD-Chef Bernd Lucke gewarnt, Vertreter rechter Organisationen und Bewegungen versuchten, Einfluß innerhalb der AfD zu gewinnen. Hintergrund ist der andauernde Streit zwischen dem nationalkonservativen und dem liberalen Flügel der Partei um die politische Ausrichtung der AfD.
Die Auseinandersetzung hatte sich im vergangenen Monat durch die „Erfurter Resolution“ verschärft, die maßgeblich von den AfD-Landeschefs von Thüringen und Sachsen-Anhalt, Björn Höcke und André Poggenburg verfaßt worden war. Dabei hatten die Initiatoren vor einer zu starken Anpassung der AfD an die etablierten Parteien gewarnt. Henkel hatte die Resolution scharf kritisiert und den Verfassern „völkisches Gedankengut“ sowie „Ausländerfeindlichkeit“ vorgeworfen. (krk/ms)