HANNOVER. Der Kriminologe Christian Pfeiffer macht eine integrationsfeindliche Haltung der Deutschen für die Ausländergewalt verantwortlich. Zwar stünden auch Einwanderer in der Pflicht, sagte er dem Focus, doch „das entscheidende ist die gesellschaftliche Integration“. Allgemein sinke die Gewaltrate mit steigender Bildung, fand der Leiter des Kriminologischen Institutes Niedersachsen heraus. Daher müsse mehr in die Bildung ausländischer Jugendlicher investiert werden.
Auch seien Einwanderer aus islamischen Ländern mit Vorurteilen der Deutschen konfrontiert. „Muslimische Gruppen tun sich auch deshalb besonders schwer, weil die Ablehnung besonders hoch ist“, sagte Pfeiffer. Zwar haben alle Menschen Vorurteile, „aber bei den Türken wird besonders deutlich, wie enttäuscht sie sind“. Der Wissenschaftler mit SPD-Parteibuch warnt daher: „Unsere Willkommenskultur ist unterentwickelt.“
Ausländer werden härter bestraft
Tatsächlich sei der Umstand, daß jeder fünfte Häftling in Deutschland keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, neben sozialen Umbrüchen in den neunziger Jahren auch auf diese deutschen Vorurteile zurückzuführen. Pfeiffer will in Untersuchungen herausgefunden haben, daß Deutsche dazu neigen, Täter härter zu bestrafen, wenn diese beispielsweise „Bülent Genc“ statt „Max Huber“ heißen.
Der hohe Anteil von Ausländern bei den Häftlingen hinge daher „auch damit zusammen, daß Ausländer härter bestraft werden“. Dies sei zumindest der Fall bei Gerichtsurteilen, die nicht so in der Öffentlichkeit ständen, sagte Pfeiffer. Als Beispiel nannte Pfeiffer den Prozeß gegen die Alex-Schläger, deren Haftstrafen von einigen als zu milde kritisiert worden waren. „Das ist aber kein deutsches Phänomen: wer bedrohlich ist im Gerichtssaal, der bekommt einen Zuschlag.“ (FA)