STRASSBURG. Der Delegationschef der deutschen Grünen im Europäischen Parlament, Reinhard Bütikofer, hat die jüngsten Äußerungen des Vorsitzenden der britischen Unabhängigkeitspartei (UKIP), Nigel Farage, scharf zurückgewiesen. Farage hatte zuvor im Parlament angesichts der deutschen Kontrollwünsche gespottet, es sähe so aus, als wolle Deutschland einen Gauleiter nach Griechenland entsenden.
Bütikofer protestierte daraufhin lautstark und verlangte von Farage eine Entschuldigung. Dieser würde mit seiner Aussage Haß in Europa säen. Niemand habe die Absicht, Gauleiter irgendwohin zu schicken. Es sei empörend, daß Farage das demokratische Deutschland der Gegenwart mit der Diktatur der Nationalsozialisten auf eine Stufe stelle. Dieser lehnte allerdings eine Entschuldigung ab.
Fahne am Revers Zeichen von Nationalismus
Die Europäische Union sei es in Wirklichkeit, die Haß zwischen die Völker trage, entgegnete Farage. Statt Völkerverständigung „reißt es uns auseinander und treibt und in den Nationalismus zurück“. Als Beleg verwies Farage auf die Schlagzeilen europäischer Zeitungen. So würden „deutsche Zeitungen die Griechen als faul und unnütz und die Italiener als Feiglinge herunterputzen, während italienische und griechische Zeitungen führende Verantwortliche in Deutschland in Nazi-Unformen darstellen“.
EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) griff daraufhin Farage an. Nationalisten seien doch diejenigen, die ihre Fahne auf dem Schreibtisch oder am Revers offen zur Schau stellten. „Soweit ich weiß, gehören Sie auch dazu“, warf er dem UKIP-Chef vor und drohte dem Parlamentarier mit Ausschluß. Dieser verließ aus Protest den Saal.
Griechenland „nicht mehr als eine Kolonie“
Wörtlich hatte Farage gesagt, er halte es für einen Witz, „daß das deutsche Finanzministerium vorschlägt, ein EU-Kommissar, manche mögen sagen ein Gauleiter, und seine Leute sollen ein Gebäude in Athen besetzen und die Verwaltung des Landes übernehmen“. Er habe es nicht für möglich gehalten, daß die EU so tief sinke. Niemand könne mehr abstreiten, daß Griechenland „heute nicht mehr als eine Kolonie ist“. (FA)