WASHINGTON. Vor den Augen der ganzen Welt ist die mächtigste Freundschaft Amerikas zerbrochen. US-Präsident Donald Trump empfing Deutschlands Kanzler Friedrich Merz (CDU) im Oval Office. Doch eine beiläufige Journalistenfrage zu Elon Musks Kritik am neuen innenpolitischen Gesetzesentwurf reichte, um ein politisches Erdbeben auszulösen.
Trump antwortete ungewöhnlich scharf. Das Verhältnis zu Musk sei „einmal gut gewesen“, formulierte er auffällig in der Vergangenheitsform. Der Tesla- und SpaceX-Chef, so der Präsident, sei offenbar verärgert darüber, daß das neue Gesetz Subventionen für Elektrofahrzeuge massiv kürze. In einem Seitenhieb behauptete Trump, er hätte die Wahl 2024 auch ohne Musks Millionenunterstützung gewonnen – eine Aussage, die den Tech-Milliardär offenbar besonders traf.
Nur Minuten später konterte Musk auf seiner Plattform X. Er stellte öffentlich in Frage, ob Trump überhaupt noch an seiner früheren Linie festhalte. Es sei ein Skandal, daß zwar Umweltförderungen gestrichen würden, während die milliardenschweren Subventionen für Öl- und Gaskonzerne unangetastet blieben. Das Gesetz, so Musk, sei überladen mit parteipolitischem „Müll“, ein Paradebeispiel politischer Degeneration. Ihm zufolge müsse ein Gesetz entweder „groß und häßlich“ oder „schlank und schön“ sein – letzteres sei der einzig gangbare Weg.
Musk denkt über eine neue Partei nach
Auch Trumps Darstellung, Musk habe alle Details des Gesetzes gekannt, wies dieser empört zurück. Der Entwurf sei „in der Nacht durchgedrückt“ worden, so schnell, daß selbst viele Abgeordnete kaum Gelegenheit gehabt hätten, ihn zu lesen. Musk zeigte sich tief enttäuscht – nicht nur über das Gesetz, sondern über Trump selbst.
Was folgte, war ein wilder Schlagabtausch in Echtzeit. Musk erklärte, Trump hätte die Wahl ohne ihn niemals gewonnen – die Demokraten würden sonst heute das Repräsentantenhaus kontrollieren, der Senat wäre knapp an die Republikaner gefallen. Daß der Präsident dies nun ignoriere, sei blanker Undank. Zudem habe Trump den eigenen Anspruch, das Haushaltsdefizit zu senken, völlig über Bord geworfen. Musk spottete öffentlich, ob Trump durch einen Doppelgänger ersetzt worden sei.
Wenig später legte er noch eins drauf: Es sei an der Zeit, über eine neue politische Partei in den USA nachzudenken – eine Bewegung, die die breite Mitte der Bevölkerung repräsentiere, statt von Extremen dominiert zu werden. Mit dieser Bemerkung stellte Musk offen das republikanische Establishment – und Trumps Führungsrolle darin – in Frage.

Trump reagierte prompt auf Truth Social. Er erklärte, Musk sei „abgenutzt“ gewesen, weshalb er ihn gebeten habe zu gehen. Die Abschaffung der sogenannten EV-Mandate – Vorschriften, die den Absatz von E-Autos sichern sollten – sei seit Monaten geplant gewesen, Musk habe dies gewußt. Doch nun verhalte er sich „wie ein Verrückter“. Der Präsident kündigte an, sämtliche staatlichen Subventionen und Verträge für Musk streichen zu lassen – dies sei der einfachste Weg, Milliarden im Haushalt einzusparen.
Such an obvious lie. So sad. https://t.co/sOu9vqMVfX
— Elon Musk (@elonmusk) June 5, 2025
Dann läßt Musk eine schmutzige Bombe platzen
Musk schlug mit einem besonders schweren Vorwurf zurück. Er behauptete, Trump werde in bislang unveröffentlichten Regierungsunterlagen im Zusammenhang mit dem verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein erwähnt. Ohne einen Beweis zu liefern, suggerierte er, genau dies sei der Grund, warum entsprechende Akten noch immer unter Verschluß gehalten würden. Es sei „Zeit, die große Bombe platzen zu lassen“, schrieb Musk – ein verbales Erdbeben, dessen Nachhall kaum abzusehen ist.
Time to drop the really big bomb:@realDonaldTrump is in the Epstein files. That is the real reason they have not been made public.
Have a nice day, DJT!
— Elon Musk (@elonmusk) June 5, 2025
Trump verteidigte derweil sein Gesetz als einen der größten Erfolge seiner Amtszeit. Es handle sich um die umfangreichste Ausgabenkürzung in der Geschichte, begleitet von der größten Steuersenkung aller Zeiten. Sollte der Entwurf scheitern, drohten massive Steuererhöhungen und wirtschaftliches Chaos. Er selbst habe die Krise nicht geschaffen, wolle sie jedoch beheben – ganz im Sinne seines altbekannten Mottos: Make America Great Again.
Doch Musk ließ nicht locker. In einem weiteren Statement kündigte er an, SpaceX werde mit der Ausmusterung seiner Dragon-Raumschiffe beginnen – also jener Raumkapseln, auf die die Nasa zur Versorgung der Internationalen Raumstation angewiesen ist. Zwar ruderte er später etwas zurück, doch die Drohung stand im Raum.
In light of the President’s statement about cancellation of my government contracts, @SpaceX will begin decommissioning its Dragon spacecraft immediately pic.twitter.com/NG9sijjkgW
— Elon Musk (@elonmusk) June 5, 2025
Kurz darauf sprach er sich öffentlich dafür aus, Trump solle abgesetzt und durch Vizepräsident JD Vance ersetzt werden. Auch Trumps Zollpolitik geriet ins Visier. Musk warnte, diese werde in der zweiten Jahreshälfte unausweichlich zu einer Rezession führen.
Zum Schluß werden die Töne etwas leiser
Gegen Abend meldete sich der einflußreiche Hedgefonds-Manager Bill Ackmann zu Wort – mit einem Appell zur Mäßigung. Er unterstütze beide Männer, denn sowohl Trump als auch Musk würden dem Land große Dienste erweisen. Musk antwortete: „Du hast nicht unrecht.“
