WIEN. Die „Dokumentationsstelle Politischer Islam“ hat die sogenannte Islam-Landkarte wieder vollständig online gestellt. Damit ist nun auch die Suchfunktion erneut verfügbar, außerdem sind Informationen zu den eingetragenen Moscheen und Vereinen hinterlegt. Die Seite war vor rund zwei Wochen nach heftiger Kritik teilweise abgeschaltet worden.
Der Projektbetreiber Ednan Aslan von der Universität Wien hatte allerdings angekündigt, sich die „wissenschaftliche Arbeit weder durch rechtsextreme Vereinnahmung noch durch islamistische Drohungen zunichte machen“ zu lassen. Die Gruppe „Patrioten in Bewegung“ hatte vor mehreren Einrichtungen Schilder mit der Aufschrift „Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe.“ aufgehängt. Darunter stand ein Verweis auf die Islam-Landkarte.
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich kritisierte nun, daß die Seite wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. „Die Herausgeber halten verbissen an einem Projekt fest, dessen Auswirkungen nicht nur zu erwarten gewesen, sondern mittlerweile täglich zu beobachten sind und setzen damit Gotteshäuser einer staatlich anerkannten Religionsgemeinschaft und ihre Anhänger wissentlich einer Gefahr aus“. Die Website müsse vollständig deaktiviert werden.
CDU und AfD fordern Islam-Landkarte für Deutschland
Aslan wies die Kritik laut der Nachrichtenagentur APA als „unsachlich“ zurück. Die Islamfeindlichkeit sei nicht durch die Islam-Landkarte entstanden, sie habe „ganz andere Hintergründe“. Und die Angriffe auf die Moscheen, „die ich aufs Schärfste zurückweise“, mit der Landkarte in Verbindung zu bringen, sei „ein Zeichen der Verantwortungslosigkeit“. Auch er habe Morddrohungen erhalten. Daran sei erkennbar, daß es sich nicht um eine sachliche Debatte handle, sondern „um einen innerislamischen Kampf um die Deutungshoheit über die Muslime in Österreich“.
Auch Kultusministerin Susanne Raab (ÖVP) verteidigte das Projekt. Die Grünen, die zusammen mit der ÖVP die Bundesregierung stellen, kritisieren die Islam-Landkarte dagegen. In Deutschland hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer gegenüber der JUNGEN FREIHEIT gefordert, es brauche auch hierzulande eine solche Karte. Auch die AfD sprach sich dafür aus. (ls)