ISTANBUL. Der türkische Staat hat eine weitere Zeitung unter Zwangsaufsicht gestellt. Nachdem am Samstag das Verlagsgebäude der regierungskritischen Zeitung Zaman von Polizisten besetzt wurde, ist nun auch die Nachrichtenagentur Cihan von einem staatlich bestellten Treuhänder übernommen worden, berichtet die Welt. Ein Gericht in Istanbul fällte am Montag die Entscheidung.
Cihan gehört wie Zaman zum Medienkonzern Feza Gazetecilik, der der Gülen-Bewegung nahesteht. Der Konzern werde beschuldigt, die „Gülenische Terrororganisation“ zu unterstützen, heißt es laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu. Der Prediger Fetullah Gülen war ein früher Förderer des jetzigen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Mittlerweile sind beide jedoch verfeindet.
Zaman war bisher die größte Oppositionszeitung der Türkei. Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu wies den Vorwurf zurück, die Regierung wolle kritische Medien mundtot machen. Es habe sich um eine Entscheidung der Justiz gehandelt. Bereits im Oktober stürmte die Polizei das Hauptquartier der regierungskritischen Koza-Ipek-Mediengruppe und stellte es unter Aufsicht. (FA)