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Arabische Revolution: Libysches Bürgerkriegstagebuch XIII

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Arabische Revolution
 

Libysches Bürgerkriegstagebuch XIII

Muammar al Gaddafi hat noch nie Rücksicht auf die Befindlichkeiten der Libyer genommen. So ließ er nach früheren Unruhen eine Moschee in Jaghbub sprengen und mehrere Einwohner der Stadt verhaften. In der libyschen Wüste rekonstruiert Billy Six die Ereignisse aus dem Jahr 1984.
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1984 ließ Gaddafi als Reaktion auf eine Rebellion in Tripolis und Bengasi die Moschee des Imam Mohamed Senussi mit TNT sprengen Foto: Billy Six

Jaghbub, 17. April 2011

Es sind fast 300 Kilometer Fahrt von Tobruk in den äußersten Osten Libyens, quer durch die Sahara. Alte Gebäude und verrostete Zäune erinnern noch an die Anwesenheit der Kolonialmacht Italien von 1911 bis 1942. Wenige Beduinen treiben ihre Kamele durch die Landschaft. In der Kleinstadt leben nur 3.000 Einwohner. Flache Steinhäuser, verstaubte Straßen, eine Dattelplantage und ein paar Salzseen. Ansonsten nur Sand bis zum Horizont.

Und doch hat dieser Ort, der sich am 21. Februar friedlich von der Gaddafi-Herrschaft lossagte, eine Geschichte zu erzählen. Ein 100 Meter weites Trümmerfeld bestimmt im Zentrum das Bild. Was ist hier geschehen?

Imam Mohamed Nasieb, 75, demonstriert seine Trauer. Mit der rechten Hand wischt er sich durch die Augen. 1855 ließ sein spirituelles Vorbild, Imam Mohamed Senussi, eine gewaltige Moschee in die Wüste bauen. Von hier begann der gebürtige Algerier mit der Remissionierung im Osten Libyens. „Die Leute waren ungebildet und haben viele islamische Regeln nicht mehr befolgt“, sagt Nasieb.

Der Enkel Idris Senussi, geboren in Jaghbub, setzte das Werk des berühmten Großvaters fort – als König aller Libyer. Seinem freiwilligen Abtritt nach 18 Jahren Regentschaft folgte der Militärputsch Muammar Gaddafis im Jahr 1969.

Der Revolutionsführer setze der sufistischen Senussi-Bewegung die basisdemokratische und gleichheitsorientierte Ideologie des Grünen Buchs entgegen. Die Abneigung in der Cyrenaika gegen die neue Indoktrinierung nahm von Jahr zu Jahr zu. Auch, weil die Reden des Machthabers nichts mit der Realität gemein hatten. 1984 kam es schon einmal zu Unruhen in Libyen – in den Städten. Im spirituellen Zentrum des Senussi-Ordens blieb es ruhig. Doch der gereizte Diktator demonstrierte nach der Niederschlagung seine Macht: Die Senussi-Moschee wurde vor den Augen der Bevölkerung gesprengt. Mögliche Querdenker wie Imam Nasieb wurden teils für Jahre ins Gefängnis verschleppt. „Ich weiß bis heute nicht, was ich verbrochen haben soll“, sagt der alte Mann, der für ein schnelles Ende des Regimes betet.

Jaghbubs Bürgermeister Mohamed Scharif, 64, hat den Übergang zur Rebellion mit organisiert. „Niemand bei uns mochte Gaddafi – auch nicht die Scheichs und Polizisten.“ Er ruht auf dem Teppichboden des Wohnzimmers und raucht seine Zigarette ohne jede Emotion. Für ihn ist klar, daß Gaddafi jegliche Berechtigung zur Regierungsführung verloren hat. „Wer eine Moschee vernichtet und seine eigenen Leute tötet, vertritt nicht das libysche Volk. Wir sind gläubige Muslime – Gaddafi nicht.“

 Hier geht es zum letzten Bürgerkriegstagebucheintrag.

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