Immer wieder beklagt die AfD, daß sie als größte Oppositionsfraktion im Bundestag so gut wie nie in die Talkrunden des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingeladen werde. Und ein Blick auf die Gästelisten von Anne Will, Maischberger und Co. scheint ihr rechtzugeben. Während sich dort neben Karl Lauterbach und Peter Altmaier die Spitzenvertreter von Grünen und FDP gefühlt die Klinke in die Hand geben, sucht man Vertreter der AfD nahezu vergeblich.
Ein Umstand, den gerade erst der Spitzenkandidat der AfD in Rheinlandplatz, Michael Frisch, am Wahlabend in der ARD beklagte. Seine Partei werde auf Bundesebene medial ausgegrenzt. In den Talkshows sei sie „kein einziges Mal vertreten“ gewesen. Das sei ein „Ding der Unmöglichkeit“.
Lanz: Immer wieder eine Abfuhr
Auch AfD-Chef Jörg Meuthen kritisierte am Mittwoch bei Markus Lanz im ZDF, die AfD könne in den öffentlich-rechtlichen Talksendungen zu aktuellen Themen wie beispielsweise der Corona-Krise keine Stellung beziehen, während die anderen Parteien ihre Positionen „in fast epischer Breite darlegen“ dürften.
Meuthen bezog in die Kritik ausdrücklich Moderator Lanz mit ein, weshalb dieser sich genötigt sah, darauf zu reagieren. Die Behauptung des AfD-Chefs sei nicht wahr, betonte Lanz. Man frage regelmäßig an, aber: „Von Alice Weidel fangen wir uns seit Monaten immer wieder eine Abfuhr nach der anderen ein. Woche um Woche um Woche.“ Er verstehe nicht, warum sich Weidel einem solchen Gespräch verweigere.
Liegt es also gar nicht an den Talksendungen, daß dort keine Politiker der AfD zu sehen sind, sondern an der Partei selbst? Meuthen bestreitet dies. Die Daten seien diesbezüglich eindeutig. „In Ihrer Sendung, beginnend vom 1. Januar 2020 bis zum Ende letzter Woche, waren 200 Vertreter von im Bundestag vertretenen Parteien. Von der AfD exakt null. Ich glaube, das ist eine ziemliche Schieflage“, erwiderte Meuthen. Doch Lanz blieb dabei: Alice Weidel würde „immer wieder und wieder“ eingeladen, sage aber stets ab.
Weidel nennt terminliche Gründe
Nachfrage bei der AfD-Fraktionsvorsitzenden im Bundestag: stimmt das? Weidels Büro bestätigt auf Anfrage der JF, daß es in der Vergangenheit Einladungen von Lanz gegeben habe, die man abgesagt hätte. Dies habe aber terminliche Gründe gehabt, da die Aufzeichnung der Sendung zumeist mit den Fraktionssitzungen zusammengefallen wäre. Es gebe seitens der AfD-Fraktionschefin keinerlei generelle Vorbehalte gegen Markus Lanz und seine Sendung.
Wie oft Weidel Lanz bereits einen Korb gegeben habe, konnte ihr Mitarbeiter nicht sagen. Eine Nachfrage bei Lanz hierzu blieb von der zuständigen ZDF-Pressestelle bislang unbeantwortet. Ebenso die Frage, ob auch andere AfD-Politiker in den vergangenen Monaten angefragt wurden und abgesagt haben.
Bei der Redaktion von Lanz ist man mittlerweile schon mit der nächsten Sendung beschäftigt. Dort geht es am Donnerstag abend erneut um Corona und die Folgen. Zu Gast ist dabei einmal mehr: Talkshowkönig Karl Lauterbach.