Bei all den schrecklichen Ereignissen im Osten verübt durch die ungezügelten Horden der Roten Armee darf nicht verschwiegen werden, dass es auch im Westen zu Gewaltakten gegenüber der Zivilbevölkerung kam. Durch persönliche Überlieferung weiß ich, dass insbesondere die aus Nord- und Zentralafrika stammenden Einheiten der französischen Armee Gräueltaten an wehrlosen deutschen Zivilisten verübten.

Wer das Buch „Wolfskinder“ liest, braucht ähnlich starke Nerven wie beim Lesen Knabe’s Buch. Und wer einen Vater oder Großvater hat, der in den Kämpfen um Pommern oder Schlesien mit Karabiner und Stahlhelm als noch halbes Kind verwickelt war und überlebte, trotz Gefangennahme durch brutalste tschechische Milizen, wird auch nicht von „Befreiung“ sprechen angesichts Millionen grausam umgebrachter und zu Tode vergewaltigter Zivilisten. Der Begriff „Befreiung“ ist absurd. Heute, 75 Jahre danach, geht es nicht um Aufrechnung von Kriegsverbrechen beider Seiten, die alle die menschliche Vorstellungskraft übersteigen. Es geht darum, das Böse gegenseitig zu benennen, nicht um sich dieses vorzuwerfen sondern als Basis für die gemeinsame Arbeit am „Nie wieder!“ zu nehmen. Ausgleich, wirtschaftliche Zusammenarbeit, Zusammenwirken im Bereich von Kunst und Bildung … das ist es, was zu fördern ist. Und mit aller Kraft gegen die vorgehen, die, aus welchen Gründen auch immer, immer wieder eine Keil zwischen das russische und deutsche Volk schlagen. Die aktuelle Kriegshetze ist da eindeutig kontraproduktiv und wird den historischen und geopolitischen Fakten nicht gerecht.