„Der hat das N-Wort gesagt, der muß weg!“ Nach einem Interview mit dem Trainer des Fußballbundesligisten 1. FC Köln, Friedhelm Funkel, kannte die Empörungsmaschinerie in den sozialen Medien kein Halten mehr. Aber Moment! Hatte der Trainer das sogenannte N-Wort überhaupt gesagt?
Nein. Nach der Niederlage seiner Mannschaft gegen Bayer 04 Leverkusen am Wochenende äußerte der Sportsmann, das habe auch an den schnellen gegnerischen Flügelstürmern gelegen. Sie hören auf die Namen Moussa Diaby und Leon Bailey und sind schwarz.
Funkel sagte über die beiden konkret: „Sie (die Leverkusener – Anm.) haben eine enorme Schnelligkeit durch ihre, ihre – ja, den einen oder anderen Ausdruck darf man ja jetzt nicht mehr sagen – durch ihre Spieler, die halt so schnell sind.“ Für den Empörungsmob war klar, der 67jährige Fußballlehrer wollte eigentlich „Neger“ oder gar schlimmeres sagen.
Ein unbedachter Spruch kostet Fußballkommentator den Job
Doch mittlerweile droht im hypersensiblen und absolut korrekten Fußballzirkus schon ein Aufschrei, wenn das Wort „schwarz“ fällt. Erinnert sei an den Fall vom vergangenen Dezember, als beim Champions League Spiel zwischen Paris St. Germain und Istanbul Basaksehir einer der rumänischen Schiedsrichter den farbigen Co-Trainer der Pariser als „negru“ (rumänisch für schwarz) beschrieb.
Was genau Funkel sagen wollte, bleibt freilich sein Geheimnis. Nicht auszuschließen, daß ihm schon das Wort „schwarz“ zu heikel war.
Die Fußballbundesliga gibt sich mittlerweile so politisch korrekt, daß jedes Interview für die Akteure zum Topfschlagen im Minenfeld wird. Dem Torwarttrainer von Hertha BSC Berlin, Zsolt Petry, wurde Anfang April seine Einwanderungskritik zum Verhängnis. Auch Sportreporter müssen dreimal überlegen, ob sie einen flotten Spruch springen, der sie den Arbeitsplatz kosten könnte. Schon die Bezeichnung „Land der Sushis“ für Japan reicht mittlerweile, um vor die Tür gesetzt und am medialen Schandpranger mit dem Rassismusschild zur Schau gestellt zu werden.
Fußballfans fordern Konsequenzen
Es hat den Anschein, als säßen nicht wenige Zuschauer mit dem Mobiltelefon im Anschlag vor der Fußballübertragung, um in Echtzeit auf vermeintlich rassistische Ausrutscher reagieren zu können. In wenigen Sekunden wird der Kopf des Schuldigen gefordert, inklusive Boykottaufrufen gegen den jeweiligen Verein.
#funkel #funkelraus #koeln #fc pic.twitter.com/rt0DgFj2Np
— Evergreen82 (@Evergreen826) April 18, 2021
Sind das Begleiterscheinungen der pandemiebedingten Geisterspiele? Oder halten die kultursensiblen, antirassistischen Kettenhunde auch im Stadion ihr Handy stets griffbereit, um ihrer Empörung freien Lauf zu lassen?
Andererseits bekommt der Deutsche Fußballbund nun das auf dem Silbertablett geliefert, was er seit Jahren fordert. Wer sich den „Kampf gegen Rassismus“ auf die Fahnen schreibt und ständig betont, wie wichtig dieser sei, der erzieht seine Anhängerschaft zu dieser Gesinnungsschnüffelei und Verdächtigungsparanoia.