LEIPZIG. 33 Autoren und Künstler haben die Absage einer Veranstaltung mit Alice Schwarzer beim „Literarischen Herbst“ in Leipzig gefordert. Die 80jährige beklagt eine „Cancel Culture in Reinform“. Die Literatur-Veranstaltung wird von der Stadt Leipzig und der Kulturstiftung des Freistaats Sachsen gefördert. Kulturpartner ist der öffentlich-rechtliche MDR.
Die Feministin soll am Mittwoch nächster Woche in der Stadtbibliothek Leipzig ihre Autobiographie „Mein Leben“ vorstellen. Dies sorgte bereits seit einiger Zeit für Empörung bei Gender-Fanatikern. Einige Kooperationspartner boykottierten den „Literarischen Herbst“, weil Schwarzer überhaupt eine Bühne geboten werde.
In dem offenen Brief der Verbotsbefürworter heißt es nun, die Emma-Herausgeberin falle immer wieder durch „transfeindliche, rassistische und misogyne Aussagen und Publikationen“ auf: „Deshalb fordern wir den ‚Literarischen Herbst‘ auf, Alice Schwarzer keine Bühne für ihre problematischen Aussagen zu geben und die Veranstaltung aus dem Programm zu nehmen.“
Schwarzer kritisiert „neue Transideologie“
Die Frauenrechtlerin bezeichnete die Behauptungen gegenüber der dpa als „diffamierend und geradezu absurd“. Schwarzer: „Ich habe mich nachweislich schon vor 40 Jahren mit als erste öffentliche Person für die Rechte von Transmenschen eingesetzt und gegen ihre damalige Diskriminierung Stellung bezogen.“
Noch nie habe sie Transsexuelle angegriffen. „Was ich allerdings kritisch sehe, ist die neue Transideologie, die das Recht auf den Personenstandswechsel ab dem 14. Lebensjahr und auf gefährliche Hormonbehandlungen und Operationen für alle fordert.“
Es müsse doch wohl möglich sein, diese Meinung zu vertreten, ohne gleich aus dem öffentlichen Diskurs ausgeschlossen zu werden. Alles andere sei „Cancel Culture in Reinform“.
Die Veranstalter des Literarischen Herbstes haben sich noch nicht entschieden, ob sie an der Buchvorstellung der prominenten Publizistin festhalten. Bereits vor zwei Wochen teilten sie mit, sie seien sich bewußt, daß mit Schwarzer eine „umstrittene, durch provokante, manchmal auch für uns problematische Äußerungen, polarisierende Autorin“ ein Podium erhalte. Dennoch müsse man auch ihre Verdienste um den Feminismus weltweit berücksichtigen. (fh)