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Keine Zivilcourage gegen „rechts“ (II)

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Keine Zivilcourage gegen „rechts“ (II)

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Unwort, Umfrage, Alternativ

In meiner Kolumne vor 14 Tagen berichtete ich über das „Bunte Fest“ in Coburg und die meines Erachtens teilweise tendenziöse Berichterstattung der Tageszeitung Neue Presse über die Demonstration der NPD-Jugend und die Gegendemonstration. Da mich die Beweggründe der Redakteure interessierten und ich zumindest auf die falsche Verwendung der Begriffe rechts, -radikal und -extrem hinweisen wollte, schrieb ich folgenden Leserbrief (der nicht veröffentlicht wurde):

„Die Neue Presse Coburg titelte am 20. Oktober 2012 mit der Schlagzeile ‘Buntes Coburg macht mobil gegen Rechte’. Im Regionalteil der Zeitung bekräftigt man nochmals – vor allem in den Überschriften –, daß ‘Coburg gegen rechts’ und gegen den ‘Aufmarsch’ von Neonazis demonstriert, denn ‘Rund 200 Rechte werden erwartet’. Es waren aber keine Rechten vor Ort, sondern Rechtsextreme. Warum unterscheiden manche Redakteure der NP nicht zwischen den Begriffen ‘rechts’, ‘rechtsradikal’ und ‘rechtsextrem’, sondern gebrauchen diese synonym?

Anderes Beispiel: Die Polizei erklärte auf Nachfrage, daß bei einem ‘Teilnehmer’ an der Versammlung der ‘Jungen Nationaldemokraten’ eine Eisenstange aufgefunden wurde, die Coburger Neue Presse schreibt jedoch, daß bei einem ‘Organisator Waffen’ gefunden wurden. Ist man nicht in der Lage oder nicht willens, Tatsachen genau und korrekt zu beschreiben?“

Parteien und Massenorganisationen gemeinsam mit Linksextremisten

Zudem schrieb ich folgenden Leserbrief sowohl an die Neue Presse als auch an das Coburger Tageblatt, der jedoch von den beiden Coburger Tageszeitungen nicht abgedruckt wurde:

„Das Katholische Dekanat Coburg, das evangelische Dekanat Coburg, die altkatholische Kirche Coburg, die evangelische Freikirchliche Gemeinde Coburg und zahlreiche soziale Institutionen, DGB, Verdi, sowie die Parteien SPD, Grüne und Piraten unterstützten und feierten mit beim Fest ‘Coburg ist bunt’ am 20. Oktober 2012. Warum macht man jedoch als Demokrat gemeinsame Sache mit linksextremen Gruppierungen, wie zum Beispiel der Linken, der auch anwesenden MLPD und vor allem CArA (Coburger Aktionsbündnis gegen rechtsradikale Aktivitäten)?

Aus dem bayerischen Verfassungsschutzbericht des Jahres 2011: ‘Das Coburger Aktionsbündnis gegen rechtsradikale Aktivitäten ist ein Beispiel dafür, wie Linksextremisten bürgerliche Initiativen vereinnahmen. CArA war Ende 2006 als breit angelegtes pluralistisch-bürgerliches Jugendbündnis gegen Rechtsextremismus gegründet worden. Es trat in den ersten zwei Jahren öffentlich kaum in Erscheinung. In dieser Zeit entwickelte es sich zu einer linksextremistischen und gewaltbefürwortenden Gruppierung. Ihre Mitglieder sind zum Großteil dem autonomen Spektrum zuzurechnen.’ Warum macht man gemeinsame Sache mit gewaltbereiten Extremisten?“

„Können nicht jeden auf seine wahre Gesinnung hin untersuchen“

Das Coburger Tageblatt antwortete gar nicht, auf telefonische Nachfrage hin erklärte man, daß „das Thema CArA schon besprochen worden“ sei. Die Neue Presse antwortete mir in einer E-Mail mit einer – wie ich finde bemerkenswerten – Logik:

„Sehr geehrter Herr Westphal, herzlichen Dank für Ihre Mail. Es freut mich, daß Sie Ihrer Heimatzeitung noch immer Aufmerksamkeit schenken. Schade, daß Sie in diesem Fall offenbar nicht zufrieden sind. Wir werden Ihre Leserbriefe allerdings trotzdem nicht abdrucken, da sich die Neue Presse, was ihre Berichterstattung über die Veranstaltung ‘Coburg ist bunt’ anbelangt, nichts vorzuwerfen hat.

Eine von Ihnen verlangte Unterscheidung zwischen rechts, rechtsradikal und rechtsextrem fand in diesem Falle nicht statt, da natürlich nicht jeder Demonstrationsteilnehmer auf seine wahre Gesinnung hin untersucht werden kann. Völlig ausschließen, daß sich auch „Rechte“ unter den „Rechtsextremen“ befinden, können weder Sie noch wir. Und wie genau wir beim Beschreiben der Vorgänge ins Detail gehen, entscheiden die Redakteure in eigener Verantwortung.

„Auch umstrittene Gruppierungen dürfen demonstrieren“

Daß auch umstrittene Gruppierungen demonstrieren dürfen, ist im Sinne der Demokratie möglich. Davon profitiert Links wie Rechts. Daß sich auch sich ansonsten fremde Organisationen bei einer Demonstration Seite an Seite finden, ist, bedingt durch die Pluralität unserer Gesellschaft, unvermeidbar und hat nichts damit zu tun, ‘gemeinsame Sache’ zu machen. Im übrigen wurden die von Ihnen erwähnten Argumente bereits ausführlich in den bei uns erschienenen Leserbriefen behandelt.“

Was für eine überraschend differenzierte Sichtweise in der Antwort dieser Zeitung! Es wäre wünschenswert, wenn dies immer so gehandhabt würde und in den Artikeln zum Ausdruck käme. Es bleibt noch zu erwähnen, daß kein mir bekannter abgedruckter Leserbrief die von mir „erwähnten Argumente“ behandelte.

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