Setzt Frau Merkel insgeheim auf Herrn Scholz als Nachfolger? Mit ihrer innerparteilichen Treue ist es ja nie sehr weit her gewesen. Viel lieber dockte sie bei Vorstellungen und Gedankengängen an, die nicht typisch für die Union sind. Für sie ist die eigene Partei zu keinem Zeitpunkt ihrer Karriere Herzenssache gewesen. Sie hat breiter und weiter gedacht. Sie hat stets das Gesamtspektrum der modernen Zivilgesellschaft im Auge gehabt – und je länger je mehr mit besonderer Vorliebe die „fortschrittlichen gesellschaftlichen Kräfte“ hofiert. Das mag ihr unbewusstes DDR-Erbe sein. Oder aber – was ich viel schlimmer fände – es ist eine von ausserdeutschen Kreisen und Interessengruppen vorgegebene Marschroute, der sie willig folgte. An diesen für Frau Merkel typischen „progressiven Internationalismus“ kommt ein Olaf Scholz nicht heran. Zum Glück nicht, würde ich sagen. Freilich, er ist Vertreter einer Partei, die schon früh die „Internationale“ zu ihrer Hymne erkor. Hoffnung macht mir, dass für (immer noch viele) bestimmende Kräfte in der SPD die Beziehung zu Russland Herzenssache ist – und nicht wie bei den meisten Unionspolitikern rein taktisch motiviert.