„Entpolitisierung durch Einschläferung“: Ukrainekrieg: Wir simulieren uns zu Tode

Ukrainische Raketenwerfer: Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Oleksii Chumachenko

„Entpolitisierung durch Einschläferung“

Ukrainekrieg: Wir simulieren uns zu Tode

Kommentar

29. November 2023

Autor: Thorsten Hinz

23 Kommentare

Wer nun eigentlich Nord Stream 2 gesprengt hat, scheint die deutsche Regierung ebenso wenig zu interessieren wie eine realistische Einschätzung des Konflikts im Osten Europas. Damit das gelingt, müssen sich die Bürger möglichst machtlos fühlen. Ein Kommentar von Thorsten Hinz.

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Kommentare

Gottfried Hermann Spieth sagt:

30. November 2023 um 10:00 Uhr

Auf WELT online ist heute ein Artikel von Alain Posener („Warum der globale Süden gar nicht existiert“). Dieser Text eines phantastischen Himmelsstürmers liest sich wie das dialektische Gegenstück zum bodenständigen, erdverbundenen Thorsten Hinz. Posener sagt, der westliche Individualismus biete ein super super super Gesellschaftsmodell. Die ausserwestliche Welt sei komplett uneins und im Prinzip gar nicht satisfaktionsfähig. Der Aufstieg des globalen Südens und Ostens sei eine Luftblase. Der Liberalismus habe zu seinem ewigen Siegeslauf angesetzt. Niemand und nichts könne ihn stoppen. Emancipation for ever. Benebelt vom Duft schrankenloser Selbstverwirklichung, kämpfen Ukrainer, Israelis und Taiwanesen heldenhaft für den samtweichen Weltkapitalismus und seine sanften Warenströme, die jedes Bedürfnis an jedem Ort der Welt stillen … Wie kann man nur so töricht sein? Es muss sich um eine Hallizunation handeln. Mir kommt das wie ein Propagandalied der Hure Babylon vor, die Ukrainer, Israelis und Taiwanesen in ihren Dienst genommen hst. Sirenenklänge einer untergehenden Welt. Oder sind es Klingsor und Kundry mit ihren Verführungskünsten, die die tapferen Ritter zur Strecke bringen?
1. Elian5 sagt:
  
  30. November 2023 um 12:28 Uhr
  
  Danke Johanna für die Darstellung, wie der Westen seinen Wunschträumen und Illusionen nachhängt.
Gottfried Hermann Spieth sagt:

30. November 2023 um 9:33 Uhr

Viele atlantisch orientierte Zeitgenossen leben in der Traumwelt der von ihnen virtuell verlängerten 1960er bis 1990er Jahre. Aber tempera mutantur et nos mutamur in illis, die Zeiten wandeln sich und wir uns mit ihnen. Seit 2010 gewinnen die ausserwestlichen Staaten jedes Jahr ein Stück mehr vom globalen Kuchen. Dass der Westen in der Ukraine nicht zum Ziel kommt, ist bezeichnend. Auch Israel kann nicht (mehr) so effizient durchgreifen, wie es das gerne hätte. Und Taiwan ist der dritte Ort, wo der Westen nicht obsiegen wird. Bestenfalls Patt. Mit langsamer Tendenz hin zu BRICS plus x.
Gelbweste sagt:

29. November 2023 um 22:08 Uhr

Lose-lose-Situation von allem Anfang an: Merkels ‚Energiewende‘ und ‚offene Grenzen‘ waren nur der Auftakt; dann kam der Corona-Staatsstreich mit Aushebelung der Grundrechte, ein Krieg, der uns nichts angeht, aber uns enorm viel kostet, bis zum Heizungsterror-Gesetz und der Entwertung unserer Immobilien. Grüße aus dem besten Deutschland aller Zeiten.
usalloch sagt:

29. November 2023 um 22:04 Uhr

Den Heldenstatus des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hat es nie gegeben und wird es auch nie geben. “Schon bei den Kommunalwahlen im Oktober 2020 lagen die Popularitätswerte des ehemaligen Fernsehkomikers zum ersten Mal unter 30%.
In der Hauptstadt Kiew hat „Sluha Narodu“ (Diener des Volkes) nach vorläufigen Ergebnissen, nur lächerliche 10% bekommen, fast drei Viertel weniger als vor einem Jahr bei den Parlamentswahlen.
In anderen Großstädten bekam die Sluha Narodu zwischen 5% und 18%. In keiner Großstadt haben sich ihre Bürgermeister-Kandidat*innen für die Stichwahlrunde qualifiziert. In der westlichen und schon zuvor relativ Selenskyj-skeptischen Metropole Lwiw war die Niederlage noch drastischer: hier soll die Präsidentenpartei die 5%-Hürde für den Einzug in den Stadtrat ganz verpasst haben”. Heinrich Böll Stiftung,
Nun warten wir mal ab, wie lange noch die bekannten tapferen Etappenhengste (Greif an , ich decke dir den Rücken) noch zum Schwur stehen.
werner sagt:

29. November 2023 um 22:03 Uhr

Schwacher Kommentar und dto Leserbriefe. Grund: Das Entscheidende ist nicht erwähnt!
DE hätte das fürchterliche Drama in der Ukr. ganz einfach verhindern können. Wie? Rechtsverbindliche Zusicherung an RU auf Vetoeinlegung gegen den Beitritt der Ukr. zur NATO, nach deren Statut für jedes Mitglied möglich. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wäre damit der Einmarsch mit all seinen fürchterlichen Folgen nicht geschehen. Punkt!
Vgl u.a.: https://www.youtube.com/watch?v=Vrcvyk-Z-rU (Enthält eine diesbezgl. Aussage vom NATO-Stoltenberg.)
1. Paulinaroth sagt:
  
  30. November 2023 um 12:51 Uhr
  
  👍👍👍
Gottfried Hermann Spieth sagt:

29. November 2023 um 21:33 Uhr

Die Ukrainer machen denselben Fehler wie unsere westdeutschen Väter/Großväter der Jahrgänge 1880 bis 1925, die sich ab 1946, verstärkt ab 1949 auf eine (durch Adenauers CDU vermittelte) Kollaboration mit den Westmächten einließen, anstatt in die innere Emigration und Fundamentalopposition abzutauchen. Freilich, sie waren traumatisiert durch Krieg und Nachkriegszeit. Es ging ums nackte Überleben. Man hätte aber gegenüber den westlichen Siegern ein Versteck- und Doppelspiel handhaben können – mit der Option auf spätere Kündigung und Übertritt ins neutrale Lager. Niemand konnte jene westdeutschen Männer zwingen, die Angelsachsen wertzuschätzen. Dennoch hat sich politische Liebe zu denen entwickelt. Eine atlantische Wertegemeinschaft, zivilreligiös aufgeladen, hat sich schwerpunkmäßig rund um US- Truppenstandorte durchgesetzt, am stärksten in Franken/Bayern, in Rhein-Neckar, Rhein-Main und im Großraum Hamburg. Wurden unsere Väter also durch Ludwig Erhard im Auftrag der Angelsachsen geködert? Interessant, welch schlechte Karten die Franzosen hatten. Damals spielte die EWG volkspsychologisch noch kaum eine Rolle. Nein, es war ein durchschlagender angelsächsischer Propagandaerfolg.
Mjolnir sagt:

29. November 2023 um 20:28 Uhr

Wie gewohnt, ein hervorragender Kommentar. Besonders gut gefällt mir das: „Es handelt sich um eine Krankenkost, versetzt mit Sedierungsmitteln, die der Öffentlichkeit von Zeit zu Zeit vorgesetzt wird.“ Volltreffer, direkt ins Schwarze!
Paulinaroth sagt:

29. November 2023 um 19:49 Uhr

Aus den Augen, aus dem Sinn. Heute lügen Medien skrupellos. RU sei schuld an unserer Teuerung, weil es uns das Gas abgedreht hat. Es wird geglaubt! Das „durchschnittliche“ Gedächtnis ist arg kurz!
Ukr. waren bereits im IrakKrieg mit Pipelines befaßt, wurden da schon von der Nato beschäftigt! Haben im kleinen bei sich zu Hause gewußt, wie man Pipelines anzapft. Schnee von gestern. Zusammenhänge werden vom Volk, von jedem „Volk“ nicht erkannt, wenn, dann rasch vergessen! Ich bin überzeugt, daß die Ukr an der Sprengung von NS2 unter Aufsicht der besten Freunde über dem großen Teich beteiligt, war!
Selenskyj macht sich etwas vor, ja, weil er fest überzeugt ist, daß die westl. Welt, voran D, ihn bis zum eigenen Ruin finanzieren wird! Schließlich fließt viel, viel Geld dabei in seine eigenen Taschen! Wer kontrolliert schon? Weshalb sollte er auf diese Geldesel verzichten? Die vielen großen u. kleinen ukr. Autos, die ich in Köln sehe, steuert meist ein junger Mann. In B. ist es genauso. Überhaupt sind Ukrainer überall in Urlaub, wo es schön warm ist! Wer kein Auto hat, fährt halt umsonst durch ganz Westeuropa! Arbeitende Deutsche u. Rentner bezahlen alles! Nein, nicht freiwillig!
Hellerberger sagt:

29. November 2023 um 19:45 Uhr

Es ging nie darum, dass die Ukraine diesen Krieg „gewinnt“ (wie sollte sie das? Mit dem Hissen der ukrainischen Flagge über dem Kreml?) sondern daß Rußland ihn nicht gewinnt. Es geht darum, Rußland zu verwehren, wieder ein Imperium zu werden. Unbestritten fremdelt Rußland seit 1990 massiv damit, nur eine Nation zu sein, dafür ist es letztlich auch zu groß und multiethnisch. Doch Nation verhalten sich anders als Imperien, und hier liegt der Phantomschmerz, den Rußland 1990 erlitt, als es auf das Gebiet der Russischen Sowjetrepublik reduziert wurde.
Mir bleibt aber ein Rätsel, woher speziell der ostdeutsche Haß auf die Ukraine kommt. Vielleicht daher, dass sie macht, was der Osten bis 1989 nicht tat. Sie ergibt sich nicht, sie reißt sowjetische Protzdenkmäler ab, anstatt sie hingebungsvoll zu pflegen. Sie unterwirft sich nicht und phantasiert sich in eine pseudeorussische Zweitidentität hinein. Der Regierung Selenskij einen Heiligenschein umzuhängen, bedeutet das mitnichten. Selenskij ist Bidens Mann. Kommt Trump, wird er ausgetauscht, und dann wird verhandelt. Vorher nicht.
1. Hic.rodos.hic.salta sagt:
  
  29. November 2023 um 21:31 Uhr
  
  Ich, für mich, will, dass verhandelt wird.
  
  Und die Geschichte abreissen ist nicht „etwas tun“. Es ist schlicht Geschichte umschreiben. In anderen Worten: Den Lügen Taten folgen lassen. Ich meine, die Deutschen beten ja den Hitler wie einen (Un)Heiligen an. Jeden Tag. Rauf und Runter. Also auch da, eine pseudohistorische Zweitidentität, die nicht sein darf aber sein muss.
  
  Selensky ist ein Stolperstein zu einer vernünftigen, zivilisatorischen Eurasien-Politik. Das müssen wir den Amerikanern mal etwas deutlicher erklären. Dann wären die immerhin noch eine Regionalmacht, da drüben, da in Amerika.
2. Peter G sagt:
  
  29. November 2023 um 21:58 Uhr
  
  Hellerberger, Sie betrachten die Welt östlich der Oder mit amerikanischen Augen, daher sind Sie nicht imstande, diese Welt zu verstehen. Im Gegensatz zu den gelernten Ossis. Diese hassen auch nicht um Geringsten
3. Peter G sagt:
  
  29. November 2023 um 22:08 Uhr
  
  Aus Versehen unbeendet versendet…
  
  Ossis hassen nicht im Geringsten die Ukraine, sondern können besser die Arroganz des heutigen Kiewer Regimes beurteilen. Sie dagegen verteilen Teddybären auf der einen Seite, und glauben an den Teufel auf der anderen! Weil Sie es nicht besser wissen.
  
  Im Übrigen müssen Sie Logik üben! Wenn die Ukraine nicht gewinnen kann, und da sind wir uns einmalig einig, dann gewinnt Russland. Und das ist schon Fakt, sowie der Sieg der Allianz 1944. Das es einige damals und heute nicht wahrhaben wollen, ändert die Welt nicht.
  1. Ehrlich sagt:
    
    30. November 2023 um 2:52 Uhr
    
    „Wenn die Ukraine nicht gewinnen kann, dann gewinnt [ZWANGSLÄUFIG] Russland“??!! Das ist keine „Logik“, das ist Schwachsinn. Der Kommentar von Hellerberger ist ausgewogen, vernünftig und auf Frieden ausgerichtet. IHR Kommentar ist vollkommen einseitig, auf einen Vernichtungssieg durch Russland (vollkommen irreal!) ausgerichtet, absolut unfriedlich und vor maßloser Arroganz strotzend.
    1. Peter G sagt:
      
      30. November 2023 um 9:29 Uhr
      
      Sie waren schon mal besser Ehrlich!
      
      Der Kommentar von Hellerberger strotzt nur so vor Vorurteile gegenüber Russland, die Sie überwiegend teilen, und vor Unwissen über die Situation.
      
      Im Gegensatz zum Schach gibt es beim Krieg kein Remis. Er endet durch Besetzung oder durch Verhandlungen, die EINE SEITE diktiert. Im Moment wollen beide Seiten diktieren, daher gibt es kein Frieden. Bis die Ukraine aufgibt, diktieren zu wollen.
      
      Da Sie sowohl Russlands Absichten und erst Recht die Kiewer Clique aufgrund Meinungsmedien verkennen, wünschten Sie den Sieg der Ukraine, und nun aufgrund der Realitäten eben keine Niederlage. Dazu hätte Kiew Minsk erfüllen müssen. Nun ist der Krieg entschieden, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen.
Horrex sagt:

29. November 2023 um 18:48 Uhr

Zu Politik als Simulation:
Schon seit Jahren verwende ich den Begriff „Als-ob-Politik“ für das was hierzulande und in der EU geliefert wird.
Wir bezahlen teuer dafür, dass wir von vorne bis hinten verar…. werden. –
1. Matias sagt:
  
  30. November 2023 um 9:20 Uhr
  
  Richtig!
Matias sagt:

29. November 2023 um 18:30 Uhr

Klasse Artikel, lieber TH!
Weshalb finanzieren wir diesen Krieg: zunächst die Rheinmetall-Aktien steigen. Gut so!
Wir kaufen Caterpillar-Aktien, auch gut.
Wir finanzieren den Wiederaufbau der Ukraine.
Wir liefern Waffensysteme an die Ukraine.
Allerdings sehe ich das langfristig leider so:
Das große und starke Russland wird die kleine schwache Ukraine besiegen.
Allerdings: Frieden für alle Menschen ist besser, als Kriege führen.
Geld fließt bis zum Sieg ist falsch.
Wir haben Schiss, weil wir daran glauben, das die Russen bis Ostberlin marschieren.
1. Paulinaroth sagt:
  
  29. November 2023 um 20:09 Uhr
  
  Niemand glaubt daran, daß die Russen bis Ostberlin marschieren. Es wird nur so getan u. den Unbedarften Geisten Angst gemacht.
  Die Russen haben die DDR verlassen! Die Amis Westdeutschland nicht!
  Normalos glauben jeden Schei.., der von letzteren kommt!
  Die Werbe-Propaganda-Verarsche-Maschinerie ist gigantisch. Und ja, da nehme ich an, sind die USA die versiertesten. Wenn ich nur an all die Kriege im Orient denke, auf wie vielen Lügen sie basierten!
Kopfhörer sagt:

29. November 2023 um 18:27 Uhr

In der Interpretation einer parlamentarischen Anfrage zum Thema North Stream Sprengung würde ich sagen: Die deutsche Regierung weiß, wer es war. Man will es nicht öffentlich sagen.

Sie zeigt sich als gehorsamer und loyaler Vasall der USA und Geld – also ich meine diese papierernen Lappen – das entspringt dem politischen Enddarm. Das Kartell kann es beliebig vermehren, tut das auch, ja es kann ihm sogar orwellsche Namen geben. „Geschenktes Geld“ nennt man „Rettungsschirm“, Schulden heißen Sondervermögen – schon wandelt sich der Lindner in den größten Vermögensminister seit Generationen. Und das schöne daran: er hat keine Schulden aufgenommen wie er glaubhaft in der Öffentlichkeit stets versichert.

Und während man öffentlich zeigt, dass man europaweit die fanatischeren Ideologen mit den dümmsten Ideen in Ministerämter schiebt, nimmt die Inflation wieder Fahrt auf.

Welcher Hegemon will einen Lehensverwalter der durch Inkompetenz glänzt? Vielleicht einer der seinem schlimmsten Feind ein Danaergeschenk machen will?
Peter G sagt:

29. November 2023 um 18:22 Uhr

Sehr realistisch Herr Thorsten Hinz!
Matias sagt:

29. November 2023 um 18:03 Uhr

Oscholz ist informiert wer Nordstream gesprengt hat.
Es ist richtig die vermeintlichen Täter nicht zu nennen!
Noch ist besser den Mund halten, richtig.
Also hackt jetzt nicht auf Oscholz herum. Der hat ganze andere Probleme zu lösen.