Die Gedenkfeiern zum 8. Mai mußten dieses Jahr auf Grund der aktuellen Corona-Bestimmungen weitgehend ausfallen. Dort, wo sie doch irgendwie stattfanden, zeigte die Form, in der das geschehen durfte, ziemlich deutlich wie es derzeit um die Freiheit in Deutschland steht. Auch weil die von Bundesregierung und Ministerpräsidenten gewährten neuen Lockerungen der Corona-Regeln, in den meisten Bundesländern frühestens am 9. Mai und damit einen Tag nach dem historischen Datum einsetzen sollten.
Dafür haben viele Länder und Kommunen die Maskenpflicht noch einmal deutlich erweitert. So müssen sie in vielen Städten nun unter anderem auch auf Marktplätzen und in den Schlangen vor den unter strengen Auflagen wiedereröffneten Geschäften getragen werden. Wer am 8. Mai also tatsächlich ein bißchen Freiheitsluft schnuppern wollte, durfte das vielerorts allenfalls gefiltert durch einen Fetzen Stoff vor dem Gesicht machen, konnte sich dabei aber immerhin sicher sein, daß ihm die Staatsmacht genauestens auf dieses schauen wird.
Mehrheit befürwortet Einschränkungen
Immer mehr Menschen im Land scheinen davon allerdings die abgedeckte Schnauze voll zu haben. Im Internet tauchen mehr und mehr Videos auf, in denen sich Bürger heftige Wortgefechte und Auseinandersetzungen mit der Polizei liefern. Auf vielen der Bilder ist auch zu sehen, daß Polizisten bei Grundrechtsprotesten gegen Demonstranten mit besorgniserregender Härte vorgehen. Das Verhältnis zwischen der Polizei und der Bevölkerung war in der Bundesrepublik eigentlich immer so gut, wie in kaum einem anderen Land auf der Welt. Auch das scheint die Bundesregierung mittlerweile auf dem Gewissen zu haben. Es ist allerdings noch nicht zu spät. Die uniformierten Beamten auf der Straße können noch immer beweisen, wessen Freund und Helfer sie wirklich sind.
Die Mehrheit der Bevölkerung befürwortet den Lockdown mit samt seinen Freiheits-Einschränkungen noch immer. Zumindest wenn man den Umfragen glauben kann – was man in den letzten Jahren eigentlich nur selten konnte. Aber selbst in diesen Umfragen ist die Zustimmung zu den immer unübersichtlicher werdenden Verordnungen, und die Bereitschaft sich daran zu halten, langsam aber sicher am schwinden. Während anfangs noch rund 90 Prozent der Befragten den Regierungsmaßnahmen zustimmten, bewegen sich Zustimmung und Ablehnung immer mehr in Richtung fifty-fifty.
In den Kommentaren unter den Presseberichten und offiziellen Verlautbarungen der politisch Verantwortlichen häuft sich die Wut derer, die wegen des Lockdowns seit nunmehr Monaten in Kurzarbeit sind, mit ihrem Betrieb vor dem Aus stehen oder ihn bereits aufgeben mußten. Noch immer von den Maßnahmen und vor allem sich selbst überzeugt sind dagegen jene, die sich mit solch ordinären Job- und Existenzängsten nicht herumschlagen müssen.
Selbstherrlichkeit aus dem öffentlich-rechtlichen Paralleluniversum
„Madonna und Robert de Niro und rund 200 andere Künstler und Wissenschaftler fordern zu Recht, nach der Corona-Krise Lebensstil, Konsumverhalten und Wirtschaft grundlegend zu verändern“, schrieb der vor zwangsgebühren-finanzierter Arroganz strotzende ARD-„Tagesthemen“-Kommentator, Rainald Becker, allen „Wirrköpfen, Spinnern und Corona-Kritikern“ ins Stammbuch. Mit einer herablassenden Selbstherrlichkeit, für die jeder, der sie in der normalen Welt an den Tag legen würde, früher oder später einen ordentlichen Einlauf kassieren würde, kündigte der Medienmann aus dem öffentlich-rechtlichen Paralleluniversum all denen, für die die Rückkehr zur alten Normalität ein Herzensanliegen sei, an: „Es wird keine Normalität mehr geben, wie vorher.“
„Das nunmehr regional auf das Infektionsgeschehen reagiert werden kann – mit #Lockerungen oder Einschränkungen – ist vernünftig und belegt, #Föderalismus funktioniert“, kommentiert Rainald Becker die Beschlüsse von Bund und Ländern. (red) #coronavirus pic.twitter.com/6XeY055lTD
— tagesthemen (@tagesthemen) May 6, 2020
Becker scheint im Leben nur noch zwei Herzensanliegen zu haben: Seine großzügige Pension vom Regierungsfernsehen und eben diese neue Lebensstil-Normalität des eingeschränkten Konsumverhaltens. Da beides zusammen natürlich einen Widerspruch darstellt, man aber auch immer „jünne könne muß“, sollten wir dem Chefredakteur und Koordinator für Politik, Gesellschaft und Kultur in der ARD Programmdirektion in München, einfach alle von Herzen wünschen, daß zumindest sein Wunsch nach der persönlichen finanziellen Einschränkung so bald wie möglich in Erfüllung geht.
Johannes Kahrs schmeißt hin
Die Karriere eines anderen unsympathischen Vertreters ähnlichen Charaktertyps hat in dieser Woche bereits ein jähes Ende gefunden. Der SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs ist von all seinen politischen Ämtern zurückgetreten. Jetzt wird viel darüber spekuliert, warum der Bremer so plötzlich seinen Hut nahm und sogar alle seine so geliebten Accounts in den sozialen Medien löschte. Dabei müßte die Frage, die man sich gerade in seiner Partei eigentlich stellen sollte, gar nicht lauten: warum? Sondern viel mehr: warum erst jetzt? Wer die Karriere des heute 56jährigen in den letzten drei Jahrzehnten verfolgt hat, der weiß, Kahrs hat mehr Skandale auf dem Buckel als der Gangster-Rapper Bushido.
Wer den Wikipedia-Eintrag des Sozialdemokraten liest, der könnte glauben, er sei versehentlich in die Biographie von Max Strauß, Sohn des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß, und dann in die von Z-Promi Bastian Yotta abgerutscht. In der SPD waren die vielen massiven Vorwürfe und nachgewiesenen Verfehlungen sehr lange offenbar kein Karrierehemmnis. Immerhin hat Kahrs stets Haltung gegen Rechts und die AfD bewiesen. Da kann man sich ansonsten auch schon mal benehmen wie eine offene Hose. Daß den linksten Telefonisten der SPD am Ende vielleicht auch ein rechter Telefonstreich zu Fall gebracht haben könnte, gehört schon zu den schönsten Ironien der Berliner Parlamentsgeschichte.