Abends schließen sie ihre Bürotüren von innen ab. Die Angst lauert auf den Fluren. Die Bedrohung ist allgegenwärtig. Dieses Bild zeichnet der Spiegel in seiner aktuellen Ausgabe über die Situation der Fraktionsmitarbeiter im Deutschen Bundestag. Tenor: Seit die AfD im Herbst 2017 ins Hohe Haus eingezogen ist, herrscht unter den Mitarbeitern der anderen Fraktionen ein Klima der Furcht.
Eine Frage beantwortet das Hamburger Nachrichtenmagazin in seinem Text allerdings nicht. Handelt es sich um eine gefühlte Bedrohung? Ist die Furcht vor Übergriffen im Reichstagsgebäude so real wie die Angst eines Kindes vorm schwarzen Mann im Schrank? Oder hat sich der Bundestag durch die Anwesenheit der AfD tatsächlich zu einem „Haus der Angst“ entwickelt?
Zwei Ermittlungsverfahren
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Seit Beginn der laufenden Legislaturperiode, also immerhin seit eineinhalb Jahren, kam es zu ganzen zwei Ermittlungen der Bundestagspolizei gegen Mitarbeiter von Abgeordneten, wie die Bundestagsverwaltung auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT mitteilte. Selbst in einem oberbayerischen Alpendorf dürfte die angezeigte Kriminalität höher sein. Gegen wen ermittelt wurde und mit welcher Begründung teilte der Bundestag übrigens nicht mit.
Was bleibt also von dem düsteren Bild, das die Spiegel-Autoren Maik Baumgärtner und Ann-Kathrin Müller zeichnen? Zumindest nichts, was über atmosphärische Wahrnehmungen hinausgeht. Gegen irrationale Ängste hilft übrigens das Abschließen von Bürotüren genauso wenig wie das Pfeifen beim Gang in den Keller. Allerhöchstens ein Besuch bei einem Spezialisten.