Ihre Bücher heißen „Die letzten Tage des Patriarchats“ oder „Untenrum frei“. Obenrum scheint es bei der feministischen Schriftstellerin und Spiegel-Online-Kolumnistin Margarete Stokowski nicht ganz so frei zuzugehen. Die Autorin hat eine Lesung bei der renommierten Münchner Buchhandlung Lehmkuhl abgesagt. Grund für die Absage: In der Buchhandlung werden doch tatsächlich auch Bücher nicht-linker Autoren, ja sogar rechter Verlage, verkauft. Konkret geht es vor allem um Werke aus dem Verlag Antaios.
Sie könne in keiner Buchhandlung lesen, die Bücher von Rechten und Rechtsextremen im Regal stehen habe, weil dadurch „rechtes Denken normalisiert“ werde, begründete Stokowski die Absage. Die Erklärung liest sich wie das selbstgefällige Manifest einer Autorin, die von der Unantastbarkeit des eigenen Denkens so überzeugt ist, daß es ihr gar nicht in den Sinn zu kommen scheint, daß der immer enger werdende öffentliche Meinungskorridor irgendwann einmal auch ihr selbst zum Verhängnis werden könnte. Diese besonders naive Form der Arroganz stellt man in diesen Tagen ja bei vielen Kreativen fest.
Nur zu Recherche-Zwecken
Diese Haltung spiegelt sich auch in der E-Mail wieder, mit der Stokowski, die auch regelmäßig für die Zeit und natürlich die taz schreibt, ihre bereits ausverkaufte Lesung gegenüber Lehmkuhl abgesagt hat. Dankenswerterweise hat sie auch diese – zumindest auszugsweise – veröffentlicht. In der Mail gesteht sie Buchhandlungen immerhin noch zu, weiterhin Nietzsche und Carl Schmitt zu verkaufen, obwohl diese „in rechten Kreisen beliebt“ sind. Auch Wagner darf, mit freundlicher Genehmigung von Frau Stokowski, weiterhin gehört werden.
Mit „neuer rechter Literatur“ sieht es allerdings etwas anders aus. Wer diese zu Recherche-Zwecken lesen müsse (einen anderen Grund kann es für sie dafür selbstverständlich nicht geben) solle sie über die Verlage beziehen oder noch besser nur in Archiven und Bibliotheken lesen. Damit gehört Stokowski in ihren Kreisen noch zu den Toleranteren. Es gibt nicht wenige Linke, die „neurechte Literatur“ nicht einmal dort sehen wollen.
Tatsächlich hatte auch die Buchhandlung die Antaios-Bücher nur unter der Rubrik „Neue Rechte, altes Denken“ angeboten, was Michael Lemling, der Geschäftsführer der Buchhandlung, damit rechtfertigte, daß wer sich gegen Rechts engagiere wissen sollte, „was Rechte denken und lesen, wie sie argumentieren“. Trotz alledem findet es die feministische Literatur-Politesse „sehr falsch, diese Titel im Angebot zu haben“.
Ziel ist die finanzielle Austrocknung
Margarete Stokowski geht es in erster Linie um Geld und Aufmerksamkeit. In ihrer Absage an Lemling schreibt sie: „Ich sehe nicht, wie man sich gegen Rechts engagiert, wenn man Autoren wie Alexander Gauland oder aus dem Antaios-Verlag durch Buchkäufe Geld zukommen läßt. (…) Ich sehe nicht, wie man als Buchhändler einerseits gegen Rechts sein will und dann gleichzeitig den Erfolg der Rechten in diesem Land unterstützt, indem man ihre Schriften aktiv anbietet und durch Verkäufe fördert.“
So geht es letztendlich wieder darum, worum es den sich berufen fühlenden Moralaposteln allzu oft geht, wenn sie sich öffentlichkeitswirksam gegen Rechte empören: Die Andersdenkenden sollen finanziell ausgetrocknet und gesellschaftlich ins Abseits oder in die geistige Sackgasse verbannt werden.
Daß dies nicht immer wie gewünscht fruchtet, zeigt gerade auch Antaios. Der Verlag ist schon erfolgreich gegen so manche Empörungswelle angeschwommen. Dementsprechend fällt der Kommentar von Verlagsgründer Götz Kubitschek aus. Von der JUNGEN FREIHEIT auf Stokowski angesprochen, antwortet er: „Frau Stokowski? Frei nach Helmut Krausser (und der wiederum frei nach Gottfried Benn): Dumm sein und moralisieren dürfen: Das ist Glück.“