Danke, Torsten Albig. Danke, Reiner Haseloff. Wer noch einen Beweis für das fundamentale Versagen der Politik in der Asylproblematik brauchte, ist seit dem Wochenende klüger. Die beiden Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt scheinen das Volk nicht nur nicht ernst zu nehmen, sie verachten es ganz offensichtlich auch noch. Anders sind ihre jüngsten Äußerungen kaum zu interpretieren.
Während die Kommunen im ganzen Land unter der nicht enden wollenden Asylwelle ächzen, Sportvereine ihre Turnhallen an Flüchtlinge verlieren, Altenheime für Asylbewerber geräumt werden und ganze Containerdörfer entstehen, meint Torsten Albig die Einheimischen belehren zu müssen, das Boot sei „beileibe nicht voll“. Es müsse eben nur ein bißchen „seefester“ gemacht werden.
Inhaltsleere Floskel
Asylanten, so der SPD-Politiker, trügen zu „unserem Wohlstand“ bei. Ob Gesundheitsvorsorge, Wissenschaft, Landwirtschaft und sogar Windenergie: Die Asylbewerber sorgten für ein blühendes Deutschland und lösten ganz nebenbei auch noch die demographische Krise.
So viel Engagement sollte belohnt werden. Nach Ansicht von Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff könnten die Rentner dabei mit gutem Beispiel vorangehen. Die hätten schließlich viel Tagesfreizeit und sollten sich als Paten um die Betreuung der Flüchtlinge kümmern, fordert er. Glaubt man Albig verdienen die ja immerhin auch deren Rente.
Auch Haseloff bemüht die völlig inhaltsleere Floskel von der „Chance für unser Land“, die die hunderttausenden Afrikaner, Afghanen, Kosovaren und Syrer angeblich darstellen – ohne dafür auch nur den geringsten Beweis zu liefern.
Es kommen zu viele
Es mag sein, daß für Politiker wie Haseloff oder Albig das Boot noch lange nicht voll ist. Das ändert aber nichts daran, daß die Asylpolitik mittlerweile völlig aus dem Ruder geraten ist. Es ist zudem sehr einfach, zu behaupten, auf der Arche Deutschland sei noch Platz, wenn man selbst vom Deck einer Privatyacht aufs Meer guckt. Als Ministerpräsident ab und zu ein Asylantenheim zu besuchen, ist noch nicht dasselbe, wie in dessen Nähe zu wohnen.
Bis zu einer halben Million Antragsteller werden alleine in diesem Jahr erwartet. Ein Blick in die Asylaufnahmelager in Sachsen, Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg zeigt: Das sind zu viele. Ohne einen Kurswechsel wird das Boot unausweichlich kentern. Die Frage lautet deshalb nicht, wie den Asylbewerbern mit noch mehr Willkommenskultur begegnet werden kann, sondern wie es gelingt, daß weniger von ihnen nach Deutschland kommen.
Solange in Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein allerdings Schettinos wie Haseloff und Albig das Steuer in der Hand haben, wird sich am derzeitigen Kollisionskurs nichts ändern.