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Anreiz für den Dienst

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Anreiz für den Dienst

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Weißmann, Reich, Republik, Nachkriegsrechte

Eines der interessantesten Probleme der Bundeswehr ist derzeit die Nachwuchsgewinnung. Es scheint so brisant zu sein, daß der Wehrbeauftragte des Bundestages, Helmuth Königshaus, Ausländern sogar schon eine vereinfachte Einbürgerung anbieten möchte, nur damit sie doch bitte, bitte in unserer Armee dienen. Abgesehen davon, daß der Militärdienst tatsächlich eine integrierende Funktion erfüllen könnte, dürfte Königshaus Vorschlag doch eher aus der Not geboren und ein Heischen nach billigem Applaus sein.

Abstrakt gesprochen dürften sich die Anreize für den Dienst, wie auch bei vielen anderen Berufen, aus der Trias von Macht, Geld und Sozialprestige ergeben. Manch einer wird widersprechen und behaupten, daß er seinem Land dienen wolle – was ehrenhaft ist. Aber auszuhalten ist dieser Dienst für die meisten erst dann, wenn das Sozialprestige stimmt.

Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière hat das erkannt und mehrere richtige Schlüsse gezogen: Die neue Werbekampagne „Wir. Dienen. Deutschland.“ versucht eben jenen Wunsch nach Sozialprestige zu erfüllen. Der Minister dreht auch an der Stellschraube Geld, indem er in gefühlten drei von vier Interviews auf Gehaltserhöhungen hinweist. Bleibt die Frage nach der Macht. Hochmoderne Waffensysteme und die Uniform eines patrouillierenden Soldaten in Afghanistan tragen alle die Insignien von Überlegenheit und Stärke, also: Macht. Es ist somit klug, eben diese Insignien in der Öffentlichkeitsarbeit zu betonen.

Skandale und Skandälchen

Der Grünen-Politikerin Agnieszka Brugger ist das vor einigen Wochen schon aufgefallen (damals hieß sie noch Malczak, alles Gute zur Eheschließung, Frau Brugger): Ein Youtube-Video der Bundeswehr habe ein „Zerrbild des Dienstes“ gezeigt, weil es Waffen und Detonationen hervorhob. Als abrüstungspolitische Sprecherin einer Friedenspartei mußte sie natürlich reagieren.

Sie hat also ihrerseits Gebrauch von Machtmitteln gemacht: Eine Pressemitteilung und einige Verbündete in den Redaktionsstuben reichten aus, um ein winziges Skandälchen herbeizuschreiben. Wie erwartet kuschte die Bundeswehr und zog das Video zurück. Man zieht erstaunt den Hut vor dieser starken Frau und ihrer Kampagnenfähigkeit: Das war nicht übel, Frau Brugger. Den Verantwortlichen für die Rücknahme des Videos möchte man eher tröstend auf die Schulter klopfen: Ist schon in Ordnung, man kann nicht immer gewinnen, schon mal über einen Dienststellenwechsel nachgedacht?

Politische Korrektheit des Offizierskorps

Die in den Werbevideos präsentierte Waffenmacht ist sicher ein Aspekt für die Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr. Der reflexartige Rückzug nach einer Mini-Kampagne ist hingegen der Inbegriff von Nicht-Macht. Man geht einem durchaus aushaltbaren Konflikt mit Vollgas aus dem Weg und verabschiedet sich mit einem lauten „Hurra!“ in den Dienstschluß. Und bei jedem Plakat der Grünen weiß dann der Soldat: Die übergeordnete Führung kuscht. Sie ist machtlos. Sie ist unattraktiv.

Dieser Malczak-, bzw. Brugger-Fall muß nicht überbewertet werden. Aber es ist eines von einigen Indizien für Martin van Crevelds These von der Bürokratie, der politischen Korrektheit und der Unterwürfigkeit des deutschen Offizierkorps, die er in der aktuellen Ausgabe der Studentenzeitschrift der Münchner Bundeswehr-Universität kundtat. Letzten Endes fällt die Außenwirkung des Offizierkorps auf die gesamte Bundeswehr zurück. Ich wünsche mir, daß van Creveld glaubhaft widersprochen werden kann. Es wäre schon nicht schlecht, wenn ihm überhaupt mal widersprochen würde. Vielleicht wäre das mal ein guter Anreiz für den Dienst.

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