GOLSSEN. Die Golßener Einwohner haben sich bei einer Bürgerbefragung dafür ausgesprochen, eine Spende des Brandenburger AfD-Politikers Hans-Christoph Berndt zu behalten. Das Geld, das er zum Stadtfest im August beigesteuert hatte, soll ihm nicht zurückgezahlt werden, berichtet der RBB.
Die Stadtverordneten der Ortschaft im Landkreis Dahme-Spreewald hatten sich monatelang darüber gestritten, wie mit der Spende des AfD-Fraktionschefs im Landtag Brandenburg umzugehen sei. Auch Berndt war damals Stadtverordneter. Die Zuwendung in nicht bekannter Höhe erbrachte er als Privatperson, um dem finanzschwachen Golßen unter die Arme zu greifen.
Bürgermeisterin gibt sich überfordert
So tauchte Berndts Name auch im Flyer für das Fest bei der Liste der Bürger auf, die die Veranstaltung gefördert hatten. Eine Debatte entspann sich. Der Brandenburger Verfassungsschutz führt den AfD-Politiker als „Rechtsextremisten“.
Bürgermeisterin Andrea Schulz (parteilos) zeigte sich gegenüber dem RBB ratlos in der Frage. „Ja, er wird als rechtsextrem eingestuft. Aber welche rechtlichen Konsequenzen hat das? Mit dieser Frage fühle ich mich alleingelassen. Das sind Probleme, die wir hier auf der kommunalen Ebene nicht lösen können“, warf sie ein. In Zukunft soll es eine Spendenrichtlinie geben, die solche Zuwendungen regelt.
AfD-Fraktionschef spendete als Privatperson
Kritik erhält Schulz von der Bürgerinitiative „Golßen für alle“. Sie wirft der Bürgermeisterin vor, das Geld nicht zurückgegeben zu haben. Es sei wichtig, „dem Rechtsextremismus entgegenzusprechen“, sagte Michael Goltze, ein Anhänger der Initiative.
Berndt schüttelt angesichts der Debatte nur mit dem Kopf. „Ich finde die Kritik an meiner Spende erschreckend“, sagte er in der Vergangenheit der Nachrichtenagentur dpa. Die Stadt leide unter Finanznot, weshalb er privat für das Fest gespendet habe.
Deutliche Mehrheit will die Spende behalten
Am Ende einigten sich die Stadtverordneten auf einen Bürgerentscheid, was mit dem Geld des AfD-Politikers geschehen soll. Am Sonntag entschieden die Golßener: Die Stadt soll die Spende behalten. Rund ein Drittel der Stimmberechtigten hatte an der Befragung teilgenommen. Davon sprachen sich 70 Prozent gegen eine Rückzahlung des Geldes aus.
„Die Stadt hat ganz andere Probleme, als sich an einer Spende hochzuziehen. Für mich ist das unbegreiflich“, sagte die Golßener Bürgerin Magdalena Krüger dem RBB. Dem pflichtete ein weiterer Einwohner, Martin Pidde, bei. „Golßen sind wir alle, ohne Ausnahme. Das sind normal demokratisch gewählte Abgeordnete und alles andere ist antidemokratisch“, betonte er wohl mit Blick auf Politiker der AfD.
Weitere Kommentare lauteten „Der Mensch hat uns doch nichts getan“ und „Der geht doch auch arbeiten wie wir“. Aber auch Forderungen danach, das Geld zurückzuzahlen, äußerten einzelne Bürger.
Berndt sieht das Ergebnis der Abstimmung als klares Zeichen. „Den Golßenern sind die persönlichen Erfahrungen mit mir wichtiger als die Auftragsdiffamierung durch den Verfassungsschutz“, schrieb er auf X. Zeitgleich ärgerte er sich über einen Beitrag des RBB über das Thema.
RBB-Experte: „Berndt ist ein völkischer Extremist“
Der Sender hatte den „Extremismus-Experten“ Olaf Sundermeyer um eine Einordnung des Themas gebeten. Dieser äußerte: „Ich habe mit so einem Ergebnis gerechnet, weil nämlich die Tatsache, daß jemand Rechtsextremist ist, sehr profiliert.“ Die AfD habe den Rechtsextremismus in den vergangenen Jahren „so stark normalisiert“, daß viele Bürger das Thema nicht als Problem ansähen.
Danke, Golßen! Den Golßenern sind die persönlichen Erfahrungen mit mir wichtiger als die Auftragsdiffamierung durch den Verfassungsschutz. Den „Heimatsender“ RBB bringt das in Rage. Was für ein Armutszeugnis! https://t.co/P7EqO0FRhN
— Dr. Christoph Berndt (@HCBerndt) November 2, 2025
Sundermeyer plädierte zudem dafür, in Zukunft zu prüfen, ob die Werte eines Spenders der freiheitlichen-demokratischen Grundordnung entgegenstünden. „Das ist bei Christoph Berndt ganz deutlich der Fall. Er ist nicht nur durch den Verfassungsschutz ein erwiesener Rechtsextremist, sondern jemand, der eine völkische, eine rassistische Ideologie unter die Leute bringt“, führt er aus. Berndt nannte den Beitrag des RBB ein „Armutszeugnis“. (zit)





