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Mobbing beim NDR: „Klar“-Redaktionsleiter: „Ich habe weinende Team-Mitglieder gehabt“

Mobbing beim NDR: „Klar“-Redaktionsleiter: „Ich habe weinende Team-Mitglieder gehabt“

Mobbing beim NDR: „Klar“-Redaktionsleiter: „Ich habe weinende Team-Mitglieder gehabt“

Thomas Berbner, der Redaktionsleiter von „Klar“, bei der NDR-Rundfunkratssitzung am Freitag.
Thomas Berbner, der Redaktionsleiter von „Klar“, bei der NDR-Rundfunkratssitzung am Freitag.
Thomas Berbner, der Redaktionsleiter von „Klar“, bei der NDR-Rundfunkratssitzung am Freitag. Screenshot: JF
Mobbing beim NDR
 

„Klar“-Redaktionsleiter: „Ich habe weinende Team-Mitglieder gehabt“

In der NDR-Rundfunkratssitzung berichtet der Redaktionsleiter von „Klar“, wie NDR-Leute seine Redakteure „beschimpften“. Er spricht von einem „Tiefpunkt in der Debattenkultur in diesem Haus“.
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HAMBURG. Einen Einblick in das Ausmaß des Mobbings beim NDR gegen die „Klar“-Redaktion hat dessen abgesetzter Leiter Thomas Berbner gegeben. In der NDR-Rundfunkratssitzung, die der Sender übertragen hat, berichtete er, wie linke Kollegen mit seinen Mitarbeitern umgingen. Die ersten drei Pilot-Sendungen wurden zunächst von Julia Ruhs moderiert, die aber genau wie Berbner beim NDR von ihren Aufgaben bei „Klar“ entbunden wurde.

Nach der ersten „Klar“-Sendung vom 9. April habe demnach eine „ganz normale Kritikrunde“ stattgefunden, erzählte Berbner. Und dabei, nach rund 30 Minuten, sei der Wunsch geäußert worden, „noch mal eine zweite Runde herbeizuführen“.

Diese sei dann zunächst auf die Zeit nach seinem geplanten Osterurlaub terminiert worden. Doch dann sei der Gesprächsbedarf so „virulent“ gewesen, daß der Druck so groß wurde, daß man sagte: „Wir müssen das vorziehen.“ Diese Besprechung wurde dann nachträglich als „Gründonnerstagstribunal“ (die JF berichtete) bekannt.

Um sachliche Kritik ging es bei „Klar“ nicht mehr

Ein NDR-Rundfunkrat, der namenlich nicht genannt wereden möchte, hatte der JUNGEN FREIHEIT ebenfalls berichtet, daß die erste Sendung „zahlreiche weit links stehende Mitarbeiter“ des NDR „in eine Art Alarmstimmung“ versetzt habe. Vor allem „im Umfeld besonders linker Formate wie der ‚Panorama‘-Redaktion um Anja Reschke und der ‚Monitor‘-Redaktion um Georg Restle“ sei dies der Fall gewesen. „Die fürchten um Pfründe und Meinungshoheit und wollten die neue Sendung gleich im Keim ersticken“, erzählte er.

Auf eine Frage äußerte sich Berbner zunächst vorsichtig, was bei dieser zweiten Kritikrunde geschah: „Wir haben es als Redaktion nicht als sehr konstruktiv empfunden.“ Er sagte dann später, „daß die Art und Weise, wie diese Kritik geübt wurde, sehr viel Gift in diese Debatte hineingetragen hat, und es wirklich erschwert hat, zu einer guten Lösung zu kommen“. Er stellte fest: „Um sachliche Kritik ging es irgendwann nicht mehr.“


Vielmehr sei das ganze ausgeufert, in eine „größere Debatte um Demokratie und AfD-Eingrenzung“. Da habe man nie hingewollt. Und das habe man „mit dem Format auch nicht gemacht“. Die Hetze gegen die „Klar“-Mitarbeiter kurz vor Ostern hatte Folgen: „Wir als Redaktion sind danach durch eine ganz schwere Zeit gegangen“ berichtete Berbner: „Ich habe weinende Team-Mitglieder gehabt. Ich habe Menschen gehabt, die nicht mehr in den Dienst gekommen sind und lieber von zuhause gearbeitet haben, weil sie von Kollegen direkt und indirekt beschimpft worden sind: ‚Seid Ihr in der AfD, seid Ihr sonst etwas?‘“

Dieser Umgang sei, so beklagte der abgesetzte Redaktionsleiter: „Es war ein Tiefpunkt in der Debattenkultur in diesem Haus.“

Jetzt unterzeichnen: Solidarität mit Julia Ruhs! Meinungsvielfalt statt Linksfunk!
Jetzt unterzeichnen: Solidarität mit Julia Ruhs! Meinungsvielfalt statt Linksfunk!

Die Rolle des NDR-Personalratsvorsitzenden

Zu dieser Sitzung kam dann auch der Brief der 250 Kollegen gegen die „Klar“-Redaktion auf den Tisch. Das Schreiben sei an die Geschäftsleitung verschickt worden: „Aber nicht an die Redaktion, so daß wir uns auch nicht darauf vorbereiten konnten.“ Berbner kritisierte, die Kritikrunde sei angesetzt worden, damit man miteinander spreche. Daß vorher schon ein Brief geschrieben worden sei, für den „250 Unterschriften im ganzen NDR eingesammelt“ wurden, habe ihn und sein Team „schon sehr überrascht“.

Berbner zeigte sich auch enttäuscht, daß der NDR-Personalratsvorsitzende den Brief ebenfalls unterschrieben habe. Für diese Bemerkung rüffelte ihn der Vorsitzende des NDR-Rundfunkrates, Nico Frickinger, weil der Brief intern bleiben müsse. Dafür erhielt er von den Mitgliedern starken Applaus, während sich für Berbner vorher kein Finger gerührt hatte.

Berbner entgegnete, daß der Brief nicht intern gewesen sei, sondern daß er vorher an ein Portal durchgestochen worden sei – mit den Namen der Unterzeichner. (fh)

Thomas Berbner, der Redaktionsleiter von „Klar“, bei der NDR-Rundfunkratssitzung am Freitag. Screenshot: JF
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