KÖLN. Ein geplanter Motivwagen für den Kölner Rosenmontagsumzug am 3. März hat harsche Kritik ausgelöst. Er zeigt einen Beichtstuhl mit der Aufschrift „Jesus liebt dich“. Aus der Tür ragt der Arm eines Priesters, der mit gekrümmtem Finger einen Jungen im Meßdienergewand anlockt. Der Wagen soll nach Angaben des „Festkomitees Kölner Karneval“ den Mißbrauchsskandal in der Kirche und seine mangelhafte Aufarbeitung anprangern.
Der Amtsleiter des katholischen Erzbistums Köln, Frank Hüppelshäuser, schrieb auf der Internetseite des Erzbistums, das Motiv sei „weder lustig, noch geht im Karneval alles“. Es prangere nicht einzelne Täter oder die Kirche an, sondern bringe Jesus direkt in Verbindung mit dem Mißbrauch.
Hüppelhäuser: Karnevalswagen überschreitet eine Grenze
Es werde suggeriert, daß Jesus selbst im Beichtstuhl sitze und den Meßdiener durch Handzeichen dort hineinziehen wolle. „Wenn man dem Sohn Gottes ein Mitverschulden an den schrecklichen Mißbrauchstaten, die auch und gerade in der katholischen Kirche geschehen sind, unterstellt, ist eine Grenze überschritten, die mit keinem Grund der Welt zu rechtfertigen ist“, schrieb Hüppelshäuser.
Nach einem Bericht des Kölner Stadt-Anzeigers äußerten auch mehrere Kölner CDU-Politiker in einem Brief an das Festkomitee Kritik an dem geplanten Wagen. Zu den Unterzeichnern gehört der frühere Kölner Oberbürgermeister Fritz Schramma. In dem Schreiben heißt es, viele Menschen empfänden die Darstellung als abstoßend und verletzend. Sie wecke „beim Betrachter die Assoziation, daß Kindesmißbrauch in der Aussage ‚Jesus liebt Dich‘ geradezu eine Begründung findet“. Das sei „an Peinlichkeit und Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten“. (idea/sv)