In den USA sorgt ein neuer umstrittener Sport für Furore. Beim sogenannten „Slap Fighting“ treten sich die Athleten gegenüber, um sich gegenseitig mit der flachen Hand und so fest sie nur können ins Gesicht zu schlagen. Es ist quasi eine internationale Meisterschaft im Ohrfeigen. Völlig neu ist die Idee nicht.
Bisher kannte man solche Events allerdings vor allem aus Osteuropa, von wo aus sie über das Internet in der ganzen Welt Aufmerksamkeit und hohe Klickzahlen bei Youtube und Co. erzeugt haben. So war es eigentlich auch nur eine Frage der Zeit, bis die Watschen aus dem Osten auch im Westen so manches Ohr in der Hoffnung auf klingelnde Kassen zum Schellen brachten.
Einer, der besonders interessiert aufhorchte, war der US-Unternehmer Dana White. Der bullige 53jährige ist nicht ganz fachfremd im „Schlägergeschäft“. Vielmehr handelt es sich bei dem ehemaligen Fitneßtrainer um den derzeitigen Präsidenten der Ultimate Fighting Championship (UFC), dem weltweit größten Veranstalter und Markführer für MMA-Kämpfe.
Abwechselnde Ohrfeigen bis zum Knockout
White adaptierte die Internet-Clips aus dem russischsprachigen Raum für das amerikanische Fernsehen. „Power Slap“, genauer gesagt „Power Slap: Road to the Title“, heißt die Show, die Anfang des Jahres erstmals auf dem Unterhaltungssender TBS ausgestrahlt wurde. Eigentlich sollte die Sendung schon eine Woche früher starten. Grund für die Verlegung war, man mag es kaum glauben, ein an Neujahr aufgetauchtes Video, das White und seine Ehefrau ausgerechnet dabei zeigte, wie sie sich gegenseitig ohrfeigten.
Die häusliche Gewalt ist nicht der einzige Grund, weshalb der Promoter und seine Knallschoten-Wettbewerbe massiv in der Kritik stehen. Mediziner sorgen sich seit der professionellen Kommerzialisierung des „Eines-hinter-die-Löffel-gebens“ vor allem um die Auswirkungen, die die Schläge auf das Gehör und das Gehirn der Teilnehmer haben.
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Schließlich bleibt es bei den Kämpfen, so nennt man die Aufeinandertreffen, bei denen sich die jeweiligen Gegenüber nicht gegen die Schläge des Gegners wehren dürfen, in der Regel nicht bei einer einzigen Klatsche. Vielmehr hauen sich die beiden Kontrahenten so lange abwechselnd mit voller Wucht ins Gesicht, bis einer der beiden mit Handabdrücken im Gesicht aufgibt oder sogar im Kreidestaubnebel k.o. geht.
Der Neurowissenschaftler und ehemalige Profiringer Chris Nowinski teilte auf Twitter einen Clip aus der TV-Show. Der Experte glaubt bei einem der bewußtlos geschlagenen „Slap-Fighter“ bereits die erste Gehirnverletzung erkannt zu haben. Nowinski verwies bei seiner Analyse auf die starr gekrümmte Hand des Ausgeknockten und berichtete von einem vorübergehenden Gedächtnisverlust, den der Kämpfer erlitten habe. Dieser könnte, so schreibt der Wissenschaftler, nach dieser Verletzung möglicherweise nie wieder derselbe sein.
Warnung vor den gesundheitlichen Risiken
Die Kritik dürfte nicht ungehört bleiben. Gehirnerschütterungen und die daraus resultierenden Langzeitschäden werden auch in den USA längst nicht mehr auf die leichte Schulter genommen. Auch weil diese für Sportorganisationen äußerst teuer werden können. So mußte die amerikanische Football-Liga (NFL) in den vergangenen Jahren bereits rund 800 Millionen US-Dollar an durch Gehirn-Verletzungen geschädigte Spieler zahlen.
TBS teilte nun kürzlich mit, keine weitere Staffel der neuen Show ausstrahlen zu wollen. Grund sollen angeblich die Einschaltquoten sein, die hinter den Erwartungen des Senders zurückgeblieben seien. Internet-Clips in professionelles Fernsehen zu verwandeln bleibt eine Gratwanderung, die oft nicht gelingt. Denn in den WWW-Unweiten sind die Sätze heißer Ohren weiterhin ein Knaller. Trotzdem versuchen neue Titel-Organisationen wie die Slap Fight Championchip ihr Glück.
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Daß der brutale Sport trotz aller Einwände fachkundiger Bedenkenträger keine reine Männerdomäne ist und zudem auch noch sehr prominente Fans für sich begeistern kann, zeigt ein Video von einem Festival in Columbus (Ohio), das seit einem Jahr als Internet-Hit durchs Netz zieht. Es zeigt die Slap-Kämpferin Julia Kruzer, die auf eine schallende Ohrfeige ihrer Gegnerin Adriana Sledz mit ebenso schallendem Gelächter reagierte.
Dies wiederum brachte nicht nur Sledz, sondern auch den in der ersten Reihe sitzenden Co-Gastgeber des Events Arnold Schwarzenegger zum Schmunzeln. Lachen ist offensichtlich tatsächlich die beste Medizin. Zumindest solange man noch dazu in der Lage ist.