ANKARA. Wegen einer Koranverbrennung in Schweden hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan dem skandinavischen Land die Unterstützung für dessen Nato-Beitritt entzogen. „Schweden sollte von uns keine Unterstützung erwarten. Wenn sie nicht die Religion der türkischen Republik oder der Muslime respektieren, werden sie von unserer Seite keine Unterstützung erhalten“, sagte er laut Nachrichtenagentur dpa.
Hintergrund der Verstimmung ist die Koranverbrennung während einer rechten Demonstration am vergangenen Wochenende in Stockholm. Vor der türkischen Botschaft hatte ein Teilnehmer einen Koran angezündet.
Ungeachtet dessen blockiert die Türkei bereits seit Monaten eine Aufnahme des skandinavischen Landes und Finnland in das westliche Militärbündnis. Erdogan wirft besonders Schweden vor, Terrororganisationen wie die kurdische PKK zu unterstützen. Zudem fordert Ankara die Auslieferung mehrerer Personen, die Terroristen sein sollen.
Schweden verweist auf Meinungsfreiheit
Schwedens Außenministerium wollte sich zu den jüngsten Aussagen Erdogans zunächst nicht äußern. Ministerpräsident Ulf Kristersson nannte den Vorfall „eine zutiefst respektlose Handlung“. Stellte jedoch klar, daß es sich nicht um ein Verbrechen gehandelt habe und „Meinungsfreiheit ein grundlegender Bestandteil der Demokratie“ sei.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg betonte, er sei gegen die Koranverbrennung. Gleichzeitig räumte er jedoch im TV-Sender Welt ein, daß nichts Illegales geschehen sei. „Denn die Meinungsfreiheit ist nun mal stark verankert, ist ein großes, hohes Recht.“
Schweden kann wie Finnland nur Nato-Mitglied werden, wenn alle 30 Mitgliedsstaaten dafür stimmen. Außer der Türkei und Ungarn haben das bereits alle anderen Länder getan. Unter dem Eindruck des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatten die beiden Staaten im Norden Europas ihre seit Jahrzehnten gewahrte Neutralität im vergangenen Jahr aufgegeben. (ag)