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JF-Serie „Schlachtorte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg“: Charkow 1943: „Das Reich“ schlägt zurück

JF-Serie „Schlachtorte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg“: Charkow 1943: „Das Reich“ schlägt zurück

JF-Serie „Schlachtorte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg“: Charkow 1943: „Das Reich“ schlägt zurück

Generaloberst Heinz Guderian (oben Mitte) bei einem Besuch der Waffen-SS im Kampfgebiet Charkow 1943 auf einem "Tiger"-Panzer Foto: picture alliance / akg-images | akg-images
Generaloberst Heinz Guderian (oben Mitte) bei einem Besuch der Waffen-SS im Kampfgebiet Charkow 1943 auf einem "Tiger"-Panzer Foto: picture alliance / akg-images | akg-images
Generaloberst Heinz Guderian (oben Mitte) bei einem Besuch der Waffen-SS im Kampfgebiet Charkow 1943 auf einem „Tiger“-Panzer Foto: picture alliance / akg-images | akg-images
JF-Serie „Schlachtorte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg“
 

Charkow 1943: „Das Reich“ schlägt zurück

Charkow wurde im Frühjahr 1943 erneut von der Front des Zweiten Weltkriegs überrollt. Nach der Eroberung durch die Rote Armee machten sich deutsche Truppen umgehend zum Gegenangriff bereit. Eine besondere Rolle spielte dabei die Waffen-SS mit einem General, der sich wiederholt Befehlen widersetzte.
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Nach der deutschen Niederlage von Stalingrad zu Beginn des Jahres 1943 wankte der Südabschnitt der Ostfront. Die Rote Armee drängte weiter nach Westen, den sich zurückziehenden Wehrmachtsverbänden hinterher. Im Februar erreichten Stalins Truppen die Stadt Charkow im Osten der Ukraine. Hitler gab seinen Truppen den Befehl, sie bis zum letzten Mann zu halten; aus dem Debakel von Stalingrad war offenbar nichts gelernt worden.

In dieser Situation war es ausgerechnet der General der Waffen-SS Paul Hausser, der sich dem „Führerbefehl“ widersetzte und eigenmächtig die Divisionen „Leibstandarte Adolf Hitler“ (LSAH) und „Das Reich“ zurückzog und so vor der Einkesselung bewahrte. Charkow fiel wieder an die Rote Armee. Der deutsche Diktator tobte, beließ seinen General aber – anders als in ähnlichen Fällen zuvor – auf seinem Posten. Jedoch war es gelungen, den Feind durch zähen Widerstand zu stoppen.

Am 22. Februar ließ der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, Generalfeldmarschall Erich von Manstein, seine Einheiten den Gegenangriff beginnen. Er traf die Sowjets an der Woronescher und Südwestfront unvorbereitet; hatten die Russen doch damit gerechnet, die Deutschen würden sich weiter zurückziehen. Als Resultat wurde die 6. russische Armee eingekesselt und vernichtet. Die sowjetische Armeeführung mußte weitere Offensivaktionen in dem Raum abbrechen.

Waffen-SS stürmt Charkow trotz anderer Befehle

Am 6. März traten die deutschen Einheiten zur Rückeroberung Charkows an. Dabei sollten Hausser und die von ihm kommandierten Divisionen „Das Reich“, LSAH und die mittlerweile eingetroffene „Totenkopf“ eine besondere Rolle spielen. Zunächst griffen sie zusammen mit der Armeeabteilung Kempf die 3. Sowjetische Panzerarmee und 69. Armee an. Der Plan sah weiter vor, die Stadt selbst zu umgehen. Hausser erachtete die Lage jedoch als günstig, Charkow direkt erfolgreich anzugreifen – möglicherweise auch, um die Scharte des Rückzugs wenige Wochen zuvor auszumerzen.

Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, Generalfeldmarschall Erich von Manstein Foto: picture alliance / AP | Anonymous
Der Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Süd, Generalfeldmarschall Erich von Manstein Foto: picture alliance / AP | Anonymous

Erneut setzte er sich über Befehle hinweg und ließ „Das Reich“ und die LSAH das Stadtgebiet stürmen. Haussers Soldaten wurden sogleich in verlustreiche Häuserkämpfe mit den russischen Verteidigern verwickelt. Es gelang den Waffen-SS-Einheiten jedoch, den Feind zurückzudrängen. Am 15. März war Charkow wieder in deutscher Hand und am 18. März mußte die Rote Armee auch Belgorod aufgeben.

Die Sondermeldung des Oberkommandos der Wehrmacht kommentierte die Ereignisse auf dem ukrainischen Kriegsschauplatz: „Die Heeresgruppe Süd, die in wochenlangen Kämpfen den Gegner im Gegenangriff über den Donez zurückgeworfen hat, hat mit Verbänden der Waffen-SS, tatkräftig unterstützt durch die Luftwaffe, die Stadt Charkow nach langem, hartem Ringen in umfassendem Angriff von Norden und Osten zurückerobert. Die Verluste des Gegners an Menschen und Material sind noch nicht zu übersehen.“

Propaganda befeuerte den Ruf als Elite

Rußland verlor bei den Kämpfen um Charkow rund 50.000 Soldaten und 1.200 Panzer. Auf deutscher Seite waren 10.000 Tote zu beklagen.

Sturmgeschütz der Waffen-SS während des Zweiten Weltkriegs bei Belgorod Foto: picture alliance / arkivi | -
Sturmgeschütz der Waffen-SS während des Zweiten Weltkriegs bei Belgorod Foto: picture alliance / arkivi | –

Propagandistisch wurde der Beitrag der Waffen-SS für den deutschen Schlachterfolg besonders hervorgehoben – wie schon bei manch anderer Schlacht. Das trug dazu bei, daß sie auch nach dem Krieg als Elite des deutschen Militärs wahrgenommen wurde. Das galt jedoch nur für die Prestige-Divisionen wie eben „Das Reich“, die LSAH oder mit Abstrichen die „Totenkopf“-Division. Letztere hatte ihren Ursprung in den KZ-Wachmannschaften. Diese wurden auch bevorzugt mit neuem Kriegsmaterial ausgestattet. Demgegenüber standen viele im Verlauf des Krieges eilige aufgestellte SS-Einheiten aus ausländischen Kräften, die zum Teil unter Waffen gepreßt wurden. Ausgestattet oftmals nur mit Beutewaffen, war ihr Kampfwert dementsprechend deutlich geringer.

Sieg von Charkow stabilisierte die Front

Neuere militärhistorische Auswertungen zeigen zudem, daß die Verluste der Waffen-SS im Durchschnitt nicht wesentlich über denen der Wehrmacht lagen. Dabei sollten die angeblich signifikant hohen Verlustzahlen die besondere Kampf- und Opferbereitschaft belegen. Während die SS-Divisionen insgesamt 34 Prozent ihrer Soldaten als gefallen oder vermißt verzeichnen mußten, lag der Wert bei den Einheiten des Heeres mit rund 31 Prozent nicht viel niedriger.

Ungeachtet solcher Betrachtungen war der Erfolg der Heeresgruppe Süd von immenser Bedeutung. Er stabilisierte die Front und wendete den drohenden Zusammenbruch ab. Anderenfalls wäre die Lage knapp zwei Monate nach der Niederlage von Stalingrad katastrophal gewesen. Doch für Charkow bedeuteten die Ereignisse im Frühjahr 1943 nur einen Aufschub bis zur nächsten russischen Offensive.

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Hier finden Sie die weiteren Teile der JF-Serie „Schlachtorte der Ukraine im Zweiten Weltkrieg“:

Erster Teil: Kesselschlacht bei Uman: mit den Verbündeten weiter nach Osten. 

Zweiter Teil: Kampf um Kiew1941: „Stehen, halten und notfalls sterben.“

Dritter Teil: Verlustreicher Kampf um Odessa.

Vierter Teil: Charkow 1942: Stalins Generäle sterben den Soldatentod.

Fünfter Teil: Fall Blau: Die Wehrmacht verkalkuliert sich.

Sechster Teil: Über den Don bis Stalingrad.

Siebter Teil: Charkow 1943: „Das Reich“ schlägt zurück.

Achter Teil: Letzte Schlacht um Charkow: Rückzug trotz Abwehrerfolgen.

Neunter Teil: Krim 1944: Hitlers Haltebefehl kostete Zehntausenden das Leben.

Zehnter Teil: Sommeroffensive 1944 bringt Sowjets die Kontrolle über die Ukraine.

Generaloberst Heinz Guderian (oben Mitte) bei einem Besuch der Waffen-SS im Kampfgebiet Charkow 1943 auf einem „Tiger“-Panzer Foto: picture alliance / akg-images | akg-images
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