BERLIN. Die SPD-Kandidatin für das Berliner Abgeordnetenhaus, Sevim Aydin, hat vorgeschlagen, ein Denkmal für die Gastarbeiter im Stadtteil Kreuzberg zu errichten. „Man spricht viel zu wenig über die Leistung der ersten Generation (der Gastarbeiter – Anm. Red.). Sie hat zum Aufschwung Deutschlands beigetragen, dieses Land mitaufgebaut“, sagte sie der B.Z.
Die in der Türkei geborene Politikerin betonte, „Gastarbeiter“ sei kein abwertender Begriff. „Das Wort ‘Gastarbeiter’ fasse ich nicht negativ auf.“ Mit Blick auf ihre Biographie äußerte sie: „Ich wurde hier sozialisiert, ich fühle mich nicht als Gast. Das ist auch mein Land. Wir bezahlen Steuern und leisten was – wie alle anderen auch.“ Das von ihr angedachte Denkmal solle aber nicht nur an die türkischen Einwanderer erinnern, erklärte die in 49jährige Sozialdemokratin. „Die Gastarbeiter haben Kreuzberg zu dem gemacht, was es heute ist.“
Lehrte entscheidet über eigenes Gastarbeiter-Denkmal
Im vergangenen Dezember hatte sich im niedersächsischen Lehrte ein türkischstämmiger Unternehmer für ein ähnliches Projekt stark gemacht. Der Rat der Stadt zeigte sich offen für die Idee. Eine Entscheidung darüber soll in diesem Jahr fallen.
Die Grünen-Abgeordnete im Landtag von Nordrhein-Westfalen (NRW), Berivan Aymaz, hatte im vergangenen November in einer Rede Deutschland als „eine Republik der Gastarbeiter“ bezeichnet. Diese hätten einen „wertvollen Beitrag für den wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Aufschwung geleistet“. Durch ihre Kraftanstrengung sei es ihnen gelungen, Deutschland und auch NRW in den Nachkriegsjahren wieder auf die Beine zu bringen.
Bereits 2014 forderten die bayerischen Grünen die Entfernung eines Denkmals für die Trümmerfrauen und die Aufbaugeneration nach dem Zweiten Weltkrieg in München. Der Landtagsabgeordnete Sepp Dürr (Grüne) äußerte damals: „Unsere Aufgabe sehen wir dabei darin, relativierenden Bestrebungen entgegenzuwirken und nicht die Nazis, die Trümmer beseitigten, als Helden des Wiederaufbaus zu feiern.“ (ag)