MAINZ. Der Vorsitzende der AfD-Fraktion im rheinland-pfälzischen Landtag, Uwe Junge, hat das Ende seiner politischen Karriere bekanntgegeben. „Nach sieben langen und wechselvollen Jahren des Aufbaus unserer freiheitlich-konservativen AfD in Rheinland-Pfalz und den spannenden fünf Jahren als Fraktionsvorsitzender, habe er sich auch aus gesundheitlichen Gründen entschieden, nach Ablauf der Legislaturperiode 2021 in den Ruhestand zu gehen, teilte Junge am Sonntag mit. In Rheinland-Pfalz soll im März kommenden Jahres ein neuer Landtag gewählt werden.
Junge ist seit dem Gründungsjahr der AfD 2013 Mitglied der Partei. Von 2015 bis November 2019 war er Vorsitzender des rheinland-pfälzischen Landesverbands. Anschließend versuchte er vergeblich, sich in den Bundesvorstand wählen zu lassen. Junge hatte sich mehrfach mit deutlichen Worten von dem thüringischen AfD-Landes- und Fraktionschef Björn Höcke distanziert.
Mehrmals Opfer linksextremer Angriffe
Junge war mehrmals Opfer linksextremer Attacken. 2016 griffen ihn vier Unbekannte in Mainz an und verletzten ihn. Er erlitt unter anderem einen Jochbeinbruch. Ein Jahr später setzten Linksextremisten das Auto von Junges Frau in Brand. Nachbarn alarmierten die Feuerwehr, wodurch verhindert werden konnte, daß die Flammen auf das Wohnhaus von Junges Familie übergreifen.
Nachdem der Verfassungsschutz Mitte März bekannt gegeben hatte, daß er die parteiinterne Vereinigung „Flügel“ beobachte, forderte Junge gemeinsam mit anderen Verbänden westdeutscher Bundesländer den Parteivorstand auf, dem „Flügel“ Einhalt zu gebieten. Neben Höcke ging es dabei auch um den brandenburgischen Landes- und Fraktionschef Andreas Kalbitz. Der Verfassungsschutz verfüge laut einem Spiegel-Bericht über Informationen, wonach Kalbitz Mitglied der 2009 verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ war. Kalbitz bestreitet dies.
AfD-Bundesvorstand „bejaht Einheit der Partei“
Unterdessen hat der Bundesvorstand der AfD die Einheit der Partei betont. In einer Telefonkonferenz habe Meuthen am Montag eingeräumt, mit der ins Spiel gebrachten Umwandlung des Flügel in eine eigene Partei „einen großen Fehler begangen zu haben“. Er versicherte, die Diskussion nicht weiterführen zu wollen und bekannte sich zur Geschlossenheit der AfD. „Der Bundesvorstand begrüßt diese Klarstellung, bejaht die Einheit der Partei und spricht sich gegen jegliche Bestrebung aus, diese zu gefährden“, teilte die Partei mit.
Zuvor war die parteiinterne Debatte um den „Flügel“, der seine formale Auflösung einem Beschluß des Bundesvorstands folgend angekündigt hatte, neu entbrannt. Höcke forderte am Freitag in einem Interview mit dem Blog „PI-News“ die Einheit der Partei. „Ich bin mir sicher, daß diese Partei jeden verabschieden wird, der weiter versuchen wird, unsere AfD als letzte wirkliche Möglichkeit, dieses Land vom Kopf auf die Füße zu stellen, zu verzwergen“, sagte er und drohte damit indirekt AfD-Chef Jörg Meuthen.
Dieser hatte zuvor die Abtrennung des „Flügels“ von der AfD in eine eigene Partei ins Spiel gebracht. Dafür war er scharf kritisiert worden. Am Samstag räumte Meuthen im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT einen kommunikativen Fehler ein. „Die Mehrheit wünscht ganz eindeutig ein weiteres Arbeiten als eine einheitliche Partei. Selbstverständlich will auch ich, daß die Partei geschlossen auftritt, so wie sie sich auf ihren Parteitagen programmatisch aufgestellt hat. Das ist der Auftrag, dem wir alle unsere Arbeit zu widmen haben. Das werden wir nun alle gemeinsam tun. Damit ist die Diskussion beendet.“ (ls)