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Sport als „zu deutsch“ empfunden: Deutscher Handball will vielfältiger werden

Sport als „zu deutsch“ empfunden: Deutscher Handball will vielfältiger werden

Sport als „zu deutsch“ empfunden: Deutscher Handball will vielfältiger werden

Deutsche Handballmannschaft
Deutsche Handballmannschaft
Deutsche Handballmannschaft während der WM 2019 in Deutschland Foto: picture alliance/Marius Becker/dpa
Sport als „zu deutsch“ empfunden
 

Deutscher Handball will vielfältiger werden

Der Deutsche Handballbund (DHB) hat ein stärkeres Engagement für mehr Sportler mit Einwanderungshintergrund angekündigt. Immer wieder äußern Wissenschaftler, Politiker und Journalisten Vorwürfe, der Handballsport sei „zu weiß“ oder „zu deutsch“.
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BERLIN. Der Deutsche Handballbund (DHB) hat ein stärkeres Engagement für mehr Sportler mit Einwanderungshintergrund angekündigt. „Migration ist ein Thema, weil wir wissen, wenn wir an diese Zielgruppe nicht herangehen, daß dann die Gesamtheit kleiner wird“, sagte DHB-Vorstandschef Mark Schober der Nachrichtenagentur dpa. Dies stehe schon seit ein paar Jahren auf der Agenda und es gebe schon erste Maßnahmen.

Immer wieder äußern Wissenschaftler, Politiker und Journalisten Vorwürfe, der Handballsport sei „zu weiß“ oder „zu deutsch“. Die beiden Sportsoziologen Klaus Cachay und Carmen Borggrefe kamen in ihrer Arbeit „Weltmeister werden mit Euch! Eine Studie zum Problem der Unterrepräsentanz von Migrantinnen und Migranten im Handball“ zu dem Schluß, fehlender Einwanderungshintergrund bedrohe die Existenz des deutschen Handballs.

„Körperlichkeit, Härte, Respekt, Disziplin“

Wenn Personen mit ausländischen Wurzeln„die Kommunikationsmittel der Vereine ansehen, die Homepages oder die Social-Media-Kanäle, dann sieht man lauter blonde Kinder, die dort abgebildet sind“, kritisierte Borggrefe vergangene Woche im Nachrichtenportal Watson. „Dazu gibt es das Problem, daß Handball in geschlossenen Hallen stattfindet.“

Außerdem empfänden auslandsstämmmige Jugendliche Handball als deutsch. „Da werden viele Begriffe zu Rate gezogen: authentisch, Körperlichkeit, Härte, Respekt, Disziplin. Es wird mit deutschen Tugenden gleichgesetzt. Übrigens von beiden Seiten, von den Handball-Spielern als auch von den Jugendlichen mit Migrationshintergrund.“

Auch die Handball-Bundesliga präsentiere sich so. In ihrer Kampagne „Es lebe der Sport“ seien Fußballer als Schauspieler und der Handball authentisch und körperlich dargestellt worden, sagte Borggrefe.

DHB-Präsident Michelmann weist Kritik zurück

DHB-Präsident Andreas Michelmann wies die Kritik am Dienstag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitungzurück. Zwar sei es ein strategisches Ziel, den Sport diverser zu machen. „Dennoch bin ich der Meinung, daß es der falsche Weg ist, zu verbergen, daß Handball eine europäische oder gar deutsche Sportart ist, mit der Begründung, andernfalls würden Migranten dadurch abgeschreckt oder müßten sich kulturell von uns abgrenzen.“

Handball sei ein Sport mit europäischen Wurzeln. „Und sporthistorisch betrachtet war Handball in Deutschland die Antwort auf Fußball“, ergänzte Michelmann. Gerade wer sich in die deutsche Kultur integrieren wolle, für den sei Handball eine gute Möglichkeit. „Natürlich sind wir offen. Aber wir verbiegen uns nicht.“

Michelmann fordert von Spielern der Nationalmannschaft auch, daß sie sich mit der Nation identifizieren, für die sie spielen. „Die große Leistung des Fußballs war es, die Spieler mit Migrationshintergrund zu integrieren. Die Erwartungen an eine Nationalmannschaft sind jedoch noch etwas anderes als reines Multikulti oder das Spielen für einen Klub. Für mich gehört dazu, sich auch mit der Nation zu identifizieren, für die man spielt.“ (ls)

Deutsche Handballmannschaft während der WM 2019 in Deutschland Foto: picture alliance/Marius Becker/dpa
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