GÖTEBORG. Die schwedische Staatsanwaltschaft will Elin Ersson, die Ende Juli die Abschiebung eines vorbestraften Afghanen verhindert hatte, vor Gericht bringen. Die junge Studentin soll unter anderem wegen Verletzung des schwedischen Luftfahrtgesetzes anklagt werden, berichtete der TV-Sender SVT. Eine längere Voruntersuchung der Polizei sei abgeschlossen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft, ihre Aktion sei „objektiv eine Straftat“ gewesen. Der 21jährigen droht nun eine Geld- oder eine bis zu sechsmonatige Haftstrafe.
Um die Abschiebung eines 26 Jahre alten und eines 52jährigen Afghanen zu verhindern, hatte sich die Studentin am 23. Juli in das Flugzeug begeben, mit dem die Männer in ihre Heimat geflogen werden sollten. Das Ticket hierfür war von der linken Gruppe „Sitzstreik in Göteborg“ finanziert worden. Der jüngere der beiden Männer wurde jedoch kurzfristig mit einem anderen Flug abgeschoben.
Unmittelbar vor dem Start begann die 21jährige Schwedin sich selbst zu filmen und übertrug das Ganze live im Internet. Die Aufforderungen der Flugbegleiter, das Gerät auszuschalten und sich zu setzen, mißachtete sie.
Swedish activist Elin Ersson refused to sit down on a plane in order to keep an Afghan man from being deported.
Her live video of the incident went viral, sparking a massive debate – on board and online.#DWStories pic.twitter.com/GXzk5B75qv
— DW News (@dwnews) 25. Juli 2018
Afghane hatte Gefängnisstrafe abgesessen
„Da sitzt jemand hinten, der soll nach Afghanistan abgeschoben werden“, erklärte Ersson in ihrem Handyvideo. „Da ist Krieg und wenn er dahin kommt, wird er höchstwahrscheinlich getötet. Ich versuche, sein Leben zu retten.“ Auf Kritik von anderen Reisenden betonte sie, es gehe um das Leben des Mannes. Sie protestiere gegen die Abschiebung.
„Ich werde die Regeln meines Landes ändern. Es ist nicht richtig, Menschen in die Hölle zu schicken“, entgegnete sie einem anderen Passagier unter Tränen. Nach einigen Minuten begannen sich andere Fluggäste mit der Schwedin zu solidarisieren. Erssons Video bekam anschließend weltweite Aufmerksamkeit und wurde auf Facebook über fünf Millionen mal geteilt.
Kurz nach der verhinderten Abschiebung war bekannt geworden, daß der Afghane während seines Aufenthalts in Schweden wegen Körperverletzung verurteilt worden war. Er hatte seine Frau mehrfach geschlagen und deshalb eine Gefängnisstrafe abgesessen. (ha)