MAINZ. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat gemahnt, die Europäische Union habe die Asylkrise nicht bewältigt. „Die Flüchtlingskrise haben wir nicht im Griff“, sagte Juncker am Mittwoch abend im ZDF. „Es hat ja keinen Sinn, daß ich mich in Schönmalerei ergehe.“
Dank des Asylabkommens mit der Türkei gebe es Fortschritte. So sei die Zahl der Menschen, die über die Ägäis nach Griechenland kamen, von rund 10.000 pro Tag auf etwa 80 zurückgegangen sein. „Der Türkei-Deal funktioniert, aber die gesamteuropäische Antwort auf das Flüchtlingsdrama funktioniert nicht in Gänze“, bekräftigte Juncker.
EU in Schwierigkeiten
„Und wir können nicht tolerieren, daß nur Deutschland oder Schweden Flüchtlinge aufnehmen. Die innereuropäische Solidarität muß gestärkt werden“, deutete er mit Blick auf osteuropäische Länder, die sich bislang einer Quotenverteilung verweigern. Juncker räumte zudem ein, die EU stecke in tiefen Schwierigkeiten.
„Diesmal haben wir es mit einer Polykrise zu tun. Es brennt an allen Ecken und Enden – nicht nur an europäischen Ecken und Enden. Aber dort, wo es außerhalb Europas brennt, verlängert sich die Feuersbrunst nach Europa.“ Allerdings sehe er keinen Anfang vom Ende der EU. Die Kommission kümmere sich jetzt vorwiegend um die großen Probleme und wolle sich nicht im „täglichen Klein-Klein“ verlieren. (ls)