Ich kann mich gut erinnern, wie mein eigenes Auto brannte. In der Nacht zum 18. Januar 1995 weckte mich das Geräusch einer Feuerwehrsirene. Ich übernachtete in unserer Redaktion, die damals in Potsdam saß. Beim Blick aus dem Fenster sah ich vor dem Haus mein brennendes Auto, das Feuerwehrleute gerade löschten.
Ich kann nachfühlen, wie sich Hedwig von Beverfoerde fühlt, auf deren Auto am vergangenen Wochenende in Magdeburg ein Brandanschlag verübt wurde, bei dem die Flammen auch auf Firmenräume ihres Mannes übergriffen. Frau von Beverfoerde ist damit schon die zweite Repräsentantin der Familienschutzszene um die „Demo für alle“, die innerhalb kürzester Zeit gewaltsam angegriffen wurde. Schon am 25. Oktober wurde in Berlin ein Brandanschlag auf das Auto der AfD-Politikerin Beatrix von Storch verübt, das ebenfalls völlig zerstört wurde.
Toleranz gegenüber linker Gewalt
Der damalige Brandanschlag auf mein Auto bildete das Glied in einer dichten Kette von Terrorakten, die Linksextremisten auf unsere erst seit Januar 1994 wöchentlich erscheinende Zeitung verübten. Höhepunkt war zuvor ein Brandanschlag auf unsere Druckerei in Weimar, es flogen Rauchgasgranaten in das Redaktionshaus, es wurden Autoren verprügelt. Nie faßte die Polizei die Täter, obwohl es stolze Bekennerschreiben gab, die nicht nur von Antifa-Blättern, sondern auch der linken taz veröffentlicht wurden.
Andere Medienhäuser begleiteten die Taten mit ohrenbetäubendem Schweigen. Es gab nur wenige rühmliche Ausnahmen. Überwiegend gibt es traditionell bei linken Journalisten und Politikern bedauerlicherweise eine große Toleranz gegenüber linksradikaler Gewalt, die Andersdenkende trifft. Sie wird als Teil bundesdeutscher Protestfolklore gebilligt.
Verlogener „Aufstand der Anständigen“
Kommt es aber zu gewaltsamen Übergriffen von Rechtsradikalen, folgt der große gesellschaftliche Aufschrei, der in den anderen Fällen völlig ausbleibt. So zu Recht nach einer Prügelattacke gegen einen Redakteur des Berliner Tagesspiegels zu Wochenbeginn, den ein mutmaßlich rechtsextremer Täter auf der Straße erkannte, als „linke Drecksau“ beschimpfte und niederschlug. Der Anschlag auf Frau von Beverfoerde wurde jedoch fast von der gesamten Presse totgeschwiegen.
Martin Schulz (SPD), Präsident des EU-Parlaments, forderte in einer Rede vor Zeitungsverlegern in Berlin am Montag einen neuen „Aufstand der Anständigen“, weil bei Pegida in Dresden etablierte Medien als „Lügenpresse“ verunglimpft würden, es eine „neue Form des Rechtsterrorismus“ gebe.
Solange aber nicht jede politische Gewalt gegen Andersdenkende geächtet wird, bleiben diese Aufrufe verlogen und können das Klima sogar zusätzlich vergiften.
Frau von Beverfoerde will sich (siehe unser Gespräch in der aktuellen Ausgabe der JUNGEN FREIHEIT) von der Attacke nicht klein kriegen lassen. Jetzt erst recht! Das habe ich mir damals auch gesagt …
JF 46/15