BERLIN. Die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alice Weidel, hat die Fußballer Ilkay Gündogan und Mesut Özil aufgefordert, nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen. „Herr Gündogan ist ein trauriges Beispiel, wie gering die Identifikation der türkischstämmigen Jugend in Deutschland mit der Wahlheimat ihrer Eltern ist“, sagte Weidel der JUNGEN FREIHEIT.
Hintergrund ist Gündogans Begeisterung für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Gündogan hatte am Sonntag Erdogan in London ein Trikot seines Vereins Manchester City überreicht, auf das er „Mit großem Respekt für meinen Präsidenten, hochachtungsvoll“ geschrieben hatte. Zuerst hatte die Bild-Zeitung über den Vorgang berichtet.
Diese Art von Doppelpaß funktioniert auch im Fußball nicht
Cumhurbaşkanımız Recep Tayyip Erdoğan, çeşitli temaslarda bulunmak üzere gittiği İngiltere’nin başkenti Londra’da Premier Lig’de oynayan Türk futbolcu Cenk Tosun, Türk asıllı futbolcu Mesut Özil ve Türk asıllı futbolcu İlkay Gündoğan’ı kabul etti. pic.twitter.com/X3ZY8wwCsa
— AK Parti (@Akparti) 14. Mai 2018
Weidel legte Gündogan sowie Özil daher nahe, bei Länderspielen künftig für die Türkei statt für die deutsche Nationalmannschaft anzutreten. „Trotz jeder noch so fröhlichen Integrations-Kampagne des DFB sieht Gündogan Erdogan als ‘seinen Präsidenten’ an. Und Mesut Özil macht Wahlkampf für dessen Partei AKP. Sie sollten am besten gleich ihr Glück in der türkischen Nationalmannschaft suchen, denn diese Art von ‘Doppelpaß’ funktioniert auch im Fußball nicht.“
Auch Özil hatte Erdogan am Mittwoch ein Trikot seines Vereins Arsenal London überreicht. Er hatte in der Vergangenheit bereits für Schlagzeilen gesorgt, da er sich weigerte, vor Beginn von Länderspielen die deutsche Nationalhymne mitzusingen. Statt dessen bete er lieber Koranverse, verriet er 2009.
DFB distanziert sich
Der DFB kritisierte am Montag die beiden Nationalspieler. „Der DFB respektiert und achtet selbstverständlich die besondere Situation unserer Spieler mit Migrationshintergrund. Aber der Fußball und der DFB stehen für Werte, die von Herrn Erdogan nicht hinreichend beachtet werden“, schrieb DFB-Präsident Reinhard Grindel auf Twitter.
„Deshalb ist es nicht gut, daß sich unsere Nationalspieler für seine Wahlkampfmanöver mißbrauchen lassen. Der Integrationsarbeit des DFB haben unsere beiden Spieler mit dieser Aktion sicher nicht geholfen.“
Wolf-Rüdiger Ziegenbalg, früherer Präsident von Dynamo Dresden und Ex-Manager von Lok Leipzig machte hingegen den DFB und die Politik mitverantwortlich für das Verhalten Gündogans und Özils. „Das Verhalten dieser beiden Spieler ist doch dem Multi-Kulti-Klima geschuldet, das von den Politikern gewollt ist. Die haben eben zwei Herren, für die sie spielen. Man bleibt eben keinem Verein oder Land treu. Im Grunde geht es doch hier um Geld“, sagte Ziegenbalg der JF.
Gündogan: War Geste der Höflichkeit
„Früher blieben wir Jahrzehnte in einem Verein und es war für uns eine Ehre in der Deutschen Nationalmannschaft zu spielen – und dann noch während einer Weltmeisterschaft. Das ist das höchste Gut für einen Fußballspieler. Mich hat es schon immer geärgert, wenn die Spieler die Nationalhymne nicht mitsangen. Aber dafür hatte der DFB schon immer Verständnis. Der argumentiert, daß jeder Spieler darüber selbst zu entscheiden hätte.“
Gündogan teilte am Abend über seinen Pressesprecher Florian Greß mit: „Wir haben den türkischen Staatspräsidenten am Rande der Veranstaltung getroffen. Aus Rücksicht vor den derzeit schwierigen Beziehungen unserer beiden Länder haben wir darüber nicht über unsere sozialen Kanäle gepostet. Aber sollten wir uns gegenüber dem Präsidenten des Heimatlandes unserer Familien unhöflich verhalten? Bei aller berechtigten Kritik haben wir uns aus Respekt vor dem Amt des Präsidenten und unseren türkischen Wurzeln – auch als deutsche Staatsbürger – für die Geste der Höflichkeit entschieden.“
Es sei nicht ihre Absicht gewesen, mit den Bildern ein politisches Statement abzugeben oder Wahlkampf zu machen. „Als deutsche Nationalspieler bekennen wir uns zu den Werten des DFB und sind uns unserer Verantwortung bewußt. Fußball ist unser Leben und nicht die Politik.“ (krk/mec)