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Die Rache des kleinen „Mannes“

Die Rache des kleinen „Mannes“

Die Rache des kleinen „Mannes“

 

Die Rache des kleinen „Mannes“

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Mit großem Interesse verfolge ich die Berichterstattung rund um Alice Schwarzers Steuerhinterziehung. Etwa so, wie ich es vor einiger Zeit bei Günter Grass’ SS-Geständnis, Christian Wulffs Fauxpas oder Margot Käßmanns Trunkenheitsfahrt getan habe. Ich bin fasziniert vom Straucheln moralischer Größen.

Jahrzehntelang konnten wir nichts so richtig gegen sie ausrichten. Wir konnten nur zu ihnen aufschauen, in den Olymp der Medienpräsenz, wo sie selbstbewußt, eloquent, unverschämt, laut und präsent zum Besten gaben, was sie mit ihrer Macht zum moralischen Maßstab erklärten. Das kann doch so nicht stimmen, was sie da sagen, was bilden sie sich ein?, dachte man. Innerlich mal kopfschüttelnd, mal grollend, aber es brachte ja alles nichts, an die kam man nicht ran.

Wirklich ran kommen wir immer noch nicht, aber mit einer gewissen Befriedigung können wir jetzt zuschauen, wie sie nun für ihre Arroganz zahlen müssen, wie jetzt all diejenigen ihre heftige Rache üben, die zwar nah dran, aber doch immer unterlegen waren.

Insgeheim warten wir schon auf den nächsten

Mich überrascht, daß Jürgen Domian auf Alice Schwarzer einschlägt, die taz auch, und den Anfang nahm die Sache sogar beim Spiegel, wo sie einst ihre journalistische Laufbahn begann, der hat ihre Steuerhinterziehung erst publik gemacht. Denn ich hatte diese Leute irgendwie allesamt in diesem großen linksliberalen Lager eingeordnet, das zwar recht schwammig ist, aber doch zusammenhält wie Rotze im Spucknapf. Ist offensichtlich nicht immer so. Man kann sich also ausnahmsweise mal im komfortablen Strom des Mainstreams treiben lassen und gemeinsam die große Schwarzer verwunden (fürs Erlegen ist sie zu monumental).

In einem Kommentar auf ihrer persönlichen Internet-Seite stellt sie gar nicht mal so unrichtig fest, daß auch sie ein Recht auf Privatsphäre hat, auch die Weitergabe von Privatinformationen einer Alice Schwarzer an die Presse ist ungehörig. Aber es muß wohl zu verführerisch gewesen sein: Dieser kleine Stein, von einem Anonymus angestoßen, brachte eine Lawine ins Rollen und einigte den deutschen Olymp der Medienpräsenz gegen die große, wichtige, laute Frau. Wer kann schon mit Gewißheit von sich behaupten, er hätte die Kraft und den Anstand gehabt, sich gegen diesen Drang der Rache des kleinen Mannes zu behaupten? „Mannes“ wohl im eigentlichen Wortsinn. Die Falsche trifft’s ja nicht.

Aber wir, die wir als Zuschauer weder schuldig noch unschuldig an alledem sind, dürfen uns an der netten Wende dieses Schauspiels ergötzen, uns gut unterhalten fühlen und insgeheim schon auf den nächsten warten. Joachim Gauck? Alois Glück? Edward Snowden? Sonst noch einer? Tine Wittler vielleicht? Da findet sich schon jemand.

Bleibt nur zu hoffen, daß man selbst Zuschauer bleibt. Oder sauber. Hmm. Dann doch wohl eher Zuschauer.

 

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