Verschiedene Filme zur „Klimakrise“ oder zur Energiepolitik sind im Schulunterricht verwendet worden, obwohl recht schnell klar war, daß sie Propaganda mit zahlreichen inhaltlichen Fehlern sind. Beispielsweise „An Inconvenient Truth“ von Al Gore (2006), „Planet of the Humans“ von Michael Moore (2019) und die deutsche Klima-Klamaukserie „Leben mit der Energiewende“ von Frank Farenski (2012–2015). Leider wird es der neue JF-Film „Mythos Energiewende“ von Marco Pino wohl nicht schaffen, als Unterrichtsmaterial verwendet zu werden. Denn im Gegensatz zu den vorgenannten Werken trägt Regisseur Pino medial unpopuläre Fakten zu Klimapolitik und Energiewende zusammen. Es entsteht ein sachliches Bild des desolaten Zustands der deutschen Energiepolitik und der über sie hofberichterstattenden Medien.
Dabei versucht Pino sich nicht als vermeintlich neutraler Moderator. Der Regisseur und Sprecher des Films überzeugt vielmehr durch eine sachlich fundierte Position und bezieht klar Stellung gegen die Irrwege aktueller Politik auf Basis korrekter Statistiken und realer technischer wie betriebswirtschaftlicher Sachverhalte. Insbesondere wenn es um physikalische Fragen wie den Unterschied zwischen Arbeit und Leistung im Energiebereich, das Generatorprinzip, den Takt des Wechselstroms oder anderes Grundlagenwissen geht, fühlt man sich an den eigenen Physikunterricht zurückerinnert. Gleichwohl spricht es für den Film, gerade die auch in Zukunft fehlende Grundlastfähigkeit der volatilen „erneuerbaren“ Energien so grundlegend zu belegen, daß auch technisch weniger versierte Personen den gedanklichen Irrweg einer geplanten vollständigen Versorgung aus Photovoltaik und Wind erkennen.
„Lösungen für Probleme, die wir ohne Energiewende nicht hätten“
Pino macht es außerordentlich korrekt und gründlich, geleitet durch die entscheidende Frage: „Funktioniert das überhaupt? Können die volatilen ‘erneuerbaren’ Energien tatsächlich, wie von der Politik als Ziel vorgegeben, unseren gesamten Energiebedarf decken?“ Schon fachkundiges Publikum oder Zeitgenossen mit Desinteresse an der Entwicklungsgeschichte von Energieerzeugung, Energietransport oder Kernspaltung müssen sich zu Beginn der vier zentralen Teile des Films ein wenig in Geduld üben.
Um alle Zuschauer mit einem vernünftigen Grundwissensstand auf die Reise durch Irrwege der deutschen Energiepolitik mitzunehmen, beginnen alle vier Teile des Films, die sich mit den Grundlagen der Energie- und Netztechnik, den „erneuerbaren“ Energien, der Kernenergie sowie der „Energiewende“ und ihren teilweise extremistischen Befürwortern befassen, mit einer dokumentarfilmhaften Annäherung an das Thema über die jeweilige Entwicklungsgeschichte. Was didaktisch in manchem Moment wie eine kleine Länge wirkt, ist inhaltlich notwendig, denn Pino und die Experten zu Nuklearphysik, Reaktortechnik, Netzsteuerung und Volkswirtschaftslehre mit Energieschwerpunkt argumentieren komplex, aber verständlich auf Basis der abgeleiteten Aspekte.
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Diese Komplexität unterscheidet Pinos Film nicht nur von den eingangs erwähnten Werken. Sie bildet auch die Realität einer der heute noch stabilsten Energieversorgungen einer der größten Volkswirtschaften der Welt mit den unterschiedlichsten Anforderungen der Verbraucher ab. Die Komplexität der Anforderungen ist unvereinbar mit dem Vorhaben, eine Versorgung ausschließlich auf Basis von dezentralen, in der Menge schwankenden Produktionsmitteln aufzusetzen – oder, wie es der Ingenieur Klaus Maier formuliert: „Wir suchen bei der Energiewende nach Lösungen für Probleme, die wir ohne Energiewende gar nicht hätten.“
Den Beweis dieser für Anhänger der deutschen „Energiewende“ fatalen Wahrheit tritt Pino mittels bekannter Statistiken wie Verbrauchsprofilen und aggregierten Einspeisungen der volatilen Produktionsmittel an, unterstützt insbesondere von den Ingenieuren Klaus Maier und Michael Limburg, EIKE-Vizepräsident, sowie dem Experten für Kernreaktortechnik Jörg Brauns. Es macht keinen Unterschied, ob nachts bei einer Flaute zehn Windräder und zehn Photovoltaik-Anlagen keinen Strom liefern oder 1.000 Windräder und 1.000 Photovoltaik-Anlagen.
Nebulöse Visionen von Politikern werden entlarvt
Diese banale Wahrheit gewinnt erst an Bedeutung, wenn man sich klarmacht, wie sehr Deutschland auf eine stabile Stromproduktion 24 Stunden am Tag angewiesen ist. Neben diesen wichtigen Punkten zeigt Pino im Abschnitt seines Films zu den volatilen „erneuerbaren“ Energien auch, daß es nicht erst einer Wetterlage wie einer Dunkelflaute oder starken Schneefalls bedarf, um die Netzstabilität zu gefährden.
„Mythos Energiewende“ beschränkt sich jedoch an dieser Stelle nicht darauf, die falschen Annahmen und Aussagen zur Energiepolitik durch Fakten zu widerlegen. Der Film räumt auch mit den nebulösen Visionen derjenigen Politiker und Lobbyisten auf, die meinen, man könne Strom aus Wind- und Solaranlagen dazu nutzen, beispielsweise Wasserstoff zur Energieproduktion in klassischen Turbinenkraftwerken zu verwenden.
Detailliert und auch für Laien verständlich wird dargelegt, daß die Umwandlungen von elektrischer Energie zu Wasserstoff zu Gas und Rückverstromung („Power to gas to power“) zu einem Wirkungsgrad von circa 25 Prozent führen. Entsprechend müßten nicht nur die bestehenden und neuen Gaskraftwerke weiter betrieben oder neu gebaut werden. Es müßten auch Windräder und Photovoltaik-Anlagen montiert werden, die je nach Einspeisungslösung mindestens die dreifache Produktionskapazität des aktuellen deutschen Energieverbrauchs hätten. Aber: „An Land ist der wahrscheinlichste Betriebszustand eines Windrads der Stillstand“, so der Ingenieur Detlef Ahlborn.
Der Film zeigt die Absurdität der deutschen Energiepolitik
Nach der Dokumentation des auch durch weiteren Ausbau der Wind- und Solarenergie nicht vermeidbaren Scheiterns der „Energiewende“ präsentiert der Film die Kernenergie als Lösung der wachsenden Probleme der Energieversorgung. Pino zeigt anhand der Zahl von 442 bestehenden und 54 in Bau befindlichen Kernkraftwerken weltweit die Absurdität der deutschen „Energiewende“ bezüglich des Ausstiegs aus Forschung an sowie Bau und Betrieb von Kernkraftwerken. Auch dieser Abschnitt des Films beginnt mit einer historischen Herleitung, die dieses Mal auch die politische Ablehnung jeder Form der Kernenergienutzung und -forschung umfaßt.
Gelungen ist hierbei insbesondere die Aufarbeitung der tatsächlichen Abläufe des Reaktorunglücks im japanischen Fukushima. Gleichwohl ist in diesem Abschnitt etwas Detailkritik möglich. Zwar dokumentiert Pino korrekt die Herkunft des verzerrenden Kampfbegriffs „Atomenergie“ für alle Formen der Kernenergie, er übernimmt den negativen, inhaltlich falschen Begriff in der Folge jedoch beispielsweise ins Inhaltsverzeichnis.
Zudem stellen Pino und die befragten Experten einzelne zukunftsweisende Reaktorkonzepte wie den Dual- Fluid-Reaktor (DFR) oder Iter anschaulich dar, vernachlässigen jedoch zugunsten der dargestellten, eher visionären Technik modularer, kleinerer Kraftwerke bereits bestehende Konzepte wie den BN-800 in Rußland oder in China die Technik des gasgekühlten Hochtemperatur-Kugelhaufenreaktors sowie den Prototyp des Thorium-Reaktors.
Kleine Defizite dürfen bei der Bewertung des Films jedoch nicht den Blick auf das gelungene Herzstück des Films, den vierten Teil zur „Energiewende“, verstellen. Dieser kommt auf Basis der in den vorangegangenen Teilen korrekt dargelegten Sachverhalte einer Abrechnung mit der Energiewende auf zwei Ebenen gleich: Zum einen ist es eine gelungene volkswirtschaftliche Analyse der theoretischen Kosten, immer basierend auf der Unterstellung, eine Umstellung auf 100 Prozent „erneuerbare“ Energien wäre ohne Netzzusammenbruch möglich.
Die Berechnungen im Film zeigen, daß sich die Kosten dieses Irrwegs auf 6,7 bis 10 Billionen Euro belaufen würden, je nach Berechnung insbesondere der erforderlichen Speicherkapazitäten und des Wirkungsgrads bei „power to gas“. Zehn Billionen Euro als realistischer Kostenrahmen entsprächen einem Faktor 20 auf Basis der bis 2021 angefallenen Energiewendekosten, die uns bereits trotz einer Subvention durch Steuermittel von zehn Milliarden Euro im Jahr 2020 die höchsten Strompreise Europas beschert haben.
JF 32/21
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