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Rückgabe von angeblichem Raubgut: Den Deutschen Orden an Warschau ausliefern

Rückgabe von angeblichem Raubgut: Den Deutschen Orden an Warschau ausliefern

Rückgabe von angeblichem Raubgut: Den Deutschen Orden an Warschau ausliefern

Der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (r.), ziert das Königstor in Königsberg.
Der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (r.), ziert das Königstor in Königsberg.
Der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (r.), ziert das Königstor in Königsberg. Foto: picture alliance / dpa | Thoralf Plath
Rückgabe von angeblichem Raubgut
 

Den Deutschen Orden an Warschau ausliefern

Klammheimlich rückt das Auswärtige Amt Dokumente des Ordensstaates an Polen heraus, das diese als „Rückgabe von Raubgut“ feiert. Doch zeigt ein Blick in die Geschichte, daß die Sache etwas anders liegt.
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Deutsches Kulturgut, 800 Jahre alt. Das hat Bundeskanzler Friedrich Merz vergangenen Montag verschenkt. Anläßlich der 17. deutsch-polnischen Regierungskonsultationen konnte Donald Tusk schwer bepackt wieder nach Hause reisen. Doch nicht nur die Verschleuderung deutschen Kulturgutes entsetzt. Sondern die Tatsache, daß die Stiftung Preußischer Kulturbesitz sich in Schweigen hüllt.

„Deutschland will Polen mehrere geraubte Kulturgüter zurückgeben, darunter wertvolle Ordensarchive und eine mittelalterliche Skulptur“, berichtet am 30. November um 18.14 Uhr Polskiradio. Eine deutsche Reaktion ist erst 23 Stunden später, kurz nach der Übergabe zu lesen: „Ich freue mich sehr, daß wir diese wertvollen Urkunden nach einer Entscheidung des Stiftungsrates heute an Polen übergeben konnten“, läßt sich Marion Ackermann, die skandalumwitterte neue Präsidentin der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) – in ihre Amtszeit in Dresden fielen der Diebstahl im Grünen Gewölbe, Umbenennung von Kunstwerken wegen angeblichem Rassismus, einem Betrüger wurden 40.000 Euro übergeben etc. –, in einer Pressemitteilung zitieren.

Konkret geht es um 73 Manuskripte des Deutschen Ordens, die 1941 aus dem „Archiwum Główne Akt Dawnych“ (Hauptarchiv alter Akten) von deutschen Archivaren, nicht „von Nazi-Soldaten“, wie der Spiegel falsch berichtet, in Warschau entnommen wurden. Darüber hinaus um den Kopf des heiligen Jacobus des Älteren aus der Kapelle der Marienburg in Westpreußen. Er war in den 1950er Jahren vom Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg auf dem Kunstmarkt eingekauft worden.

Ordensgebiet wurde weltliches Fürstentum

Die Dokumente stammen aus den Jahren 1215 bis 1455 und betreffen überwiegend die Beziehungen zwischen Polen und dem Ordensstaat, weiß Polskiradio. In der Universität Hamburg, in der Abteilung für Landesgeschichte ist zu erfahren, daß der Bestand aus dem Hauptarchiv Alter Akten in Warschau zwar „einige den Orden betreffende, aber aus der Kanzlei des polnischen Königtums hervorgegangene Stücke enthält, die im Laufe der wechselvollen Geschichte der Bestände im Archivzusammenhang erhalten blieben.“ Wieder falsch!

 

1525, nach dem Frieden von Krakau, wandelt der letzte Hochmeister in Preußen, Albrecht von Brandenburg-Ansbach, das Gebiet des Deutschen Ordens in ein weltliches erbliches Fürstentum um. Im Zuge dieser Umwandlung erkennt Herzog Albrecht für Preußen gezwungenermaßen die Lehnshoheit der Krone Polens, seines eigenen Onkels, an. Nach damaliger Rechtsauffassung mußten Urkunden des Unterlegenen in den Besitz des Siegers übergehen. Die 74 Dokumente, eines ist im Laufe der Jahre verschollen, lagern erst in Krakau, dann in Warschau. Doch mit den Verträgen von Wehlau und Bromberg 1657 und dem von Oliva 1660 beendet der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg die Lehensabhängigkeit von Polen. Allerdings geben die nicht, was sie hätten tun müssen, die Urkunden wieder heraus. Ein Faktum, das die aktuelle SPK-Pressemitteilung nicht erwähnt.

Urkunden seien in Warschau an angestemmten Platz

Die Dokumente werden erst 1941 durch die deutschen Archivare aus dem polnischen Kronarchiv in Warschau abgeholt und zurück nach Königsberg gebracht. 1944 reisen sie nach Westen, kommen bis 1979 nach Göttingen, wo intensiv an ihnen geforscht wird. Doch aus politischen Gründen wollen die Niedersachsen sie nicht, geben sie nach Berlin.

Ulrike Höroldt, Direktorin des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz, freut sich, wie ihre Kollegin Ackermann. Und jubiliert, daß „die Urkunden wieder an ihren angestammten Platz im Warschauer Hauptarchiv Alter Akten zurückkehren“. Aktuell hat das Geheime Staatsarchiv übrigens gerade 600 Meter Akten der Königsberger Bestände gesperrt, aus Platzmangel im Zuge der ab 2026 folgenden Magazinrenovierung.

www.kulturstaatsminister.de

Aus der JF-Ausgabe 51/25.

Der letzte Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg-Ansbach (r.), ziert das Königstor in Königsberg. Foto: picture alliance / dpa | Thoralf Plath
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