BERLIN. Die Enkelin des Hitler-Attentäters Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Sophie Freifrau von Bechtolsheim, hat die neue Biographie über ihren Großvater kritisiert. Zu Unrecht habe der Autor Thomas Karlauf Stauffenberg „jede Moralität“ abgesprochen, sagte sie laut Nachrichtenagentur dpa während einer Buchveröffentlichung in Berlin.
Karlauf unterstellt in seinem Werk „Stauffenberg, Porträt eines Attentäters“ dem Offizier, das nationalsozialistische Regime nicht nur am Anfang unterstützt zu haben. So habe sich der Stauffenberg bis zum Herbst 1942 mit Hitlers Politik und Kriegsführung im Einklang befunden. Für den Massenmord an den europäischen Juden habe er sich auch 1944 nicht interessiert. „Aus Sorge, den Helden zu beschädigen“, hätten vorherigen Biographen diese Fakten nicht ausreichend gewürdigt.
Kritiker: Stauffenberg habe aus Gewissensgründen gehandelt
Kritiker werfen Karlauf vor, den geistesgeschichtlichen Hintergrund des Hitler-Attentäters zu ignorieren. Stauffenberg habe aus Gewissensgründen nach Bekanntwerden der Verbrechen des Regimes den Entschluß zum Handeln gefaßt.
Stauffenberg war einer der führenden Kopf der Verschwörer des 20. Juli 1944. Sie planten Hitler zu töten und nach dem Staatsstreich den Zweiten Weltkrieg durch Verhandlungen mit den Alliierten zu beenden. Nach dem mißglückten Attentat wurden Stauffenberg und viele seiner Mitverschwörer hingerichtet. (ag)