Ob Paul Krugman den Wirtschaftsnobelpreis seiner Nähe zu den US-Demokraten zu verdanken hat, ist nur ein Gerücht. Tatsache ist, daß der US-Ökonom dafür gesorgt hat, daß die klassische Außenhandelstheorie endlich der Realität angepaßt wurde. Er hat Belege dafür geliefert, daß internationaler Handel in erster Linie innerhalb von Branchen und zwischen Industrieländern stattfindet. Die bisherige Außenwirtschaftstheorie konnte dies nicht erklären. Krugmans Modell basiert auf einem Unternehmen, das sowohl den heimischen wie den Weltmarkt beliefert. Je größer die Produktionsmenge ist, desto geringer sind die Stückkosten — bis zu einem bestimmten Punkt. Später hat er auch die Wirkung der Transportkosten damit verknüpft. Seine Neue Ökonomische Geographie beschäftigt sich mit den Ballungsräumen. Niedrigere Transportkosten durch Handelsliberalisierung führen nach Krugman dazu, daß sich Unternehmen in bestimmten Ländern, Regionen oder Städten konzentrieren. Aus abseits gelegenen Regionen wandern die Menschen als Folge ab. Dort profitieren die Arbeitnehmer von höheren Löhnen. So erklärt Krugman, warum sich Wirtschaftsaktivitäten in bestimmten Regionen konzentrieren. Krugman ist für den Freihandel. Allerdings hat er eine skeptischere Sicht als die klassischen Ökonomen, die durch den Abbau von Handelsschranken für alle beteiligten Länder wirtschaftliche Vorteile und eine Angleichung der Einkommen erwarten. Freihandel sieht Krugman zwar nicht als Nullsummenspiel, er glaubt, daß dauerhafte Unterschiede im Einkommen bestehen bleiben können. Um diese Unterschiede einzuebnen, hält er staatliche Interventionen und eine korrigierende Industriepolitik für unverzichtbar — hier trifft er sich in der Tat mit vielen US-Demokraten.