Jüngst bekannte „Blacky“ Fuchsberger als wohl einziges Defizit seiner Karriere, nicht genügend Zeit für seine Kinder erübrigt zu haben. Ähnlich reflektiert der nur wenige Jahre ältere Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow, alias Loriot, der ein kaum zu erfassendes Werk geschaffen hat: als Karikaturist, Autor, Kostüm- und Bühnenbildner, Regisseur und Schauspieler. Viele halten den facettenreichen Künstler für den größten deutschen Komödianten unserer Tage. Anläßlich seines 85. Geburtstages würdigt die ARD in einer von Klaus Michael Heinz erstellten Porträtcollage den Werdegang des gebürtigen Brandenburgers, der heute am Starnberger See zu Hause ist und daher auch gern einmal ins Kostüm König Ludwigs II. von Bayern schlüpfte (1972). In seinem virtuosen Rollenspiel, sei es als Volks- oder als „universalverkorkter“ Handelsvertreter, vermochte Loriot immer wieder, den Alltags- wie den Politikbetrieb durch seine gnadenlose Persiflage bis zur Kenntlichkeit zu entstellen. Geradezu gegenwärtig scheint seine unverständliche TV-Diskussion zum Los des Kleinsparers, an deren Ende es heißt: „Wer mündelt den Unvermögenden?“ Nicht nachlassenden Erkenntnisgewinn verspricht auch seine Bundestagsrede, die sich vollkommen in den hohlen Formeln nichtssagender Halbsätze erschöpft. Gleiches gilt für die Parodie der Bonner Runde in der Szene „Der Wähler fragt, Politiker antworten“: Als Wähler Wilhelm Hoppenstedt demonstriert Loriot, daß die Regierten auch nicht besser sind als die Regierenden. Und als Horrordarsteller Vic Dorn läßt er wissen: „Schauspieler und Politiker haben vieles gemeinsam: Wir wollen Hauptrollen spielen, pflegen die Kunst der Täuschung und haben eine starke menschliche Ausstrahlung.“ Neben Interview-Auszügen von Loriot werden Klassiker aus seinem Werk zitiert: Karikaturen, TV-Sketche, Filmausschnitte und Ausflüge in die klassische Musik.
- Deutschland