SEELOW. Im Brandenburgischen Seelow wird das Bezahlkartensystem von der örtlichen Kirche offenbar systematisch umgangen. Etwa 20 Einheimische tauschen von den Asylbewerbern mit ihren Karten gekaufte Gutscheine gegen den Gegenwert in bar. Anlaufpunkt dafür ist das sogenannte Willkommenskaffee der Kirche in Seelow. Organisiert wird das von zwei Frauen namens Sabine Grauel und Jutta Krause, wie die BZ unlängst berichtete.
Der Landkreis Märkisch-Oderland, zu dem Seelow gehört, hatte um Mai vergangenen Jahres die Bezahlung per Karte eingeführt. Seitdem dürfen Asylbewerber von einer elektronischen Karte mit einem monatlichen Guthaben von 441 Euro maximal 50 Euro Bargeld abheben, der Rest kann ausschließlich in Supermärkten ausgegeben werden. Die Behörden erhoffen sich davon, Geldtransfers ins Ausland zu unterbinden.
Bezahlkarten-Betrug ist bundesweites Problem
Seelow ist kein Einzelfall. Weil es immer wieder zu Fällen kommt, in denen Asylbewerbern geholfen wird, das Bezahlkarten-System zu umgehen, fordert die CSU in Bayern, daß solche Tauschaktionen unter Strafe stehen sollen.
Der Flüchtlingsrat dagegen hält die Bezahlkarte für diskriminierend. Er argumentiert, 50 Euro im Monat reichten nicht aus für gesellschaftliche Teilhabe.
Die JUNGE FREIHEIT hatte im Oktober vergangenen Jahres bereits berichtet, daß in München das Bezahlkartensystem organisiert umgangen wird. Dort gehen Asylbewerber zum Büro der Linkspartei und erhalten Bargeld im Tausch gegen mit der Karte gekaufte Gutscheine. (st)