BERLIN. Jette Nietzard, die Co-Chefin der Grünen Jugend, hat in einem Gastbeitrag eine radikale Umgestaltung des Feminismus gefordert. Ihr Ziel: eine neue Ära, die mit den bisherigen Strukturen des Patriarchats und Kapitalismus abrechnet.
Die gescheiterte Ampel-Regierung habe es zwar geschafft, das Gewaltschutzgesetz zu verabschieden, doch Frauen seien weiterhin nicht sicher. „Wir sind nur etwas wert, wenn wir zur Reproduktion dienen“, erklärt sie. Nicht zuletzt deshalb sollten sich Frauen Begriffe wie „Bitch“ oder „Fotze“ selbstbewusst aneignen, um ihnen die abwertende Bedeutung zu entziehen.
Für Nietzard geht es bei der Gleichberechtigung aber nicht nur um den Zugang zu Rechten, sondern auch um eine tiefgreifende gesellschaftliche Veränderung. Die Grüne spricht von der „Abschaffung des Patriarchats und der Umverteilung von Ressourcen, die Frauen seit Jahrhunderten verweigert werden.” Diese Umverteilung sieht Nietzard auch im Verhalten vieler junger Frauen, die anfangen, Männer in ihren Beziehungen zu instrumentalisieren.
Nietzard will Gerechtigkeit für Bitches
„Ich beglückwünsche diese Frauen ausdrücklich“, sagt sie, „denn sie schlagen das Patriarchat mit seinen eigenen Waffen.“ Doch Nietzard geht es in ihrem Interview mit Watson nicht nur um individuellen Widerstand, sondern um spürbare Veränderungen. „Warum sollten Frauen bei Männern bleiben, wenn sie 30 Prozent weniger zum Orgasmus kommen?“, fragte sie.
Auch mit CDU-Chef Friedrich Merz geht Nietzard ins Gericht. So fragt sie, wie es möglich sei, daß ein Mann wie Merz, der 1997 gegen die Strafbarkeit von Vergewaltigung in der Ehe stimmte, heute noch Einfluß auf politische Entscheidungen hat. Für sie ist die Antwort klar: „Solche Menschen dürfen uns nicht regieren.”
„Bitches brauchen Gerechtigkeit“, so das Fazit der Grünen-Politikerin. Es sei Zeit für eine neue Ära des Feminismus, die auch die Bedürfnisse aller Frauen, queerfeindliche und rassistische Diskriminierung sowie die strukturellen Ungleichheiten in der Gesellschaft anerkennt und bekämpft. (rr)