STUTTGART. Der afghanische Asylbewerber Sulaiman Ataee hat gegen seine Verurteilung zu lebenslanger Haft wegen Mordes an dem Polizisten Rouven Laur keine Rechtsmittel eingelegt. Da innerhalb der Frist weder von der Verteidigung noch von der Staatsanwaltschaft Revision beantragt wurde, ist das Urteil des Oberlandesgerichts Stuttgart nun rechtskräftig. Die Richter hatten zudem die besondere Schwere der Schuld festgestellt (JF berichtete), womit eine Entlassung nach 15 Jahren ausgeschlossen ist.
Ataee hatte am 31. Mai 2024 auf dem Mannheimer Marktplatz Teilnehmer einer Kundgebung des Islamkritikers Michael Stürzenberger mit einem Messer attackiert (JF berichtete). Dabei ermordete der Afghane Hauptkommissar Rouven Laur durch einen Stich in den Hals, fünf weitere Menschen erlitten schwere Verletzungen.
Langjährige Radikalisierung
Der afghanische Staatsangehörige radikalisierte sich nach Überzeugung des Gerichts seit Jahren und identifizierte sich mit der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Sein Ziel sei es gewesen, Stürzenberger und möglichst viele weitere Menschen zu töten.

Ataee reiste im März 2013 als sogenannter unbegleiteter Minderjähriger nach Deutschland ein (JF berichtete). Er war im Alter von 14 Jahren zusammen mit seinem Bruder aus Afghanistan gekommen und hatte in Frankfurt Asyl beantragt. Die Ausländerbehörde lehnte seinen Asylantrag ab, erließ aber aufgrund seines Alters ein Abschiebeverbot.
Ataee hatte keinen Job und bezog Bürgergeld
Ataee lebte vor dem Attentat mehrere Jahre rund 30 Kilometer von Mannheim entfernt in der Kleinstadt Lorsch. Bekannte sollen ihn als „höflich, zurückhaltend, hilfsbereit“ beschrieben haben. Er habe keinerlei religiösen Eifer gezeigt und stattdessen bei Veranstaltungen und Feiern gern mit angepackt. Später sei er in die nahegelegene Kleinstadt Heppenheim gezogen, offenbar wegen seiner Frau.
Diese habe er Anfang 2019 geheiratet und mit ihr eine Familie gegründet. Die beiden Kinder sollen heute drei und vier Jahre alt sein. Da die Frau einen deutschen Paß besitze, könnte die Hochzeit auch mit Blick auf Ataees Aufenthaltschancen in Deutschland erfolgt sein. Sein Schutzstatus habe auch bestanden, als er volljährig war. Vor der Tat lebte er von Bürgergeld.
Deutschlandweites Entsetzen
Der Fall hatte bundesweit große Bestürzung ausgelöst. Bei einer Gedenkfeier in Mannheim für den ermordeten Polizisten im Juni 2024 nahmen rund 2.000 Polizisten und Bürger teil. Auf dem Marktplatz wurde ein Gedenkstein für den getöteten Hauptkommissar eingelassen, die Trauerfeier im Kongreßzentrum wurde auf eine Leinwand nach draußen übertragen.
Nach dem Angriff forderten Bund und Länder zudem eine Verschärfung des Waffenrechts. Diskutiert wurden ein Verbot von Springmessern, strengere Vorgaben für Klingenlängen sowie erweiterte Messerverbotszonen. (sv/ho)