STUTTGART. Der Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI), Peter Leibinger, hat vor einer dramatischen Zuspitzung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland gewarnt. In einem Interview sagte er, das Land stecke in der „schwersten Wirtschaftskrise seit Gründung der Bundesrepublik“. Die Stimmung in den Unternehmen sei „extrem negativ, teils regelrecht aggressiv“.
Leibinger verwies auf eine anhaltende Rezession, einen Produktionsrückgang seit 2018 und ein schwaches Produktivitätswachstum. Deutschland sei inzwischen das Schlußlicht beim Wachstum unter den großen Volkswirtschaften. Das bisherige Gesellschaftsmodell drohe „zwischen den Fingern zu zerrinnen“.
Kritik äußerte der BDI-Chef im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung an der Reformpolitik der Bundesregierung. Zwar sei die neue Koalition gut gestartet, habe jedoch im Laufe des Sommers an Orientierung verloren. Es fehle an klaren Signalen und Symbolen, etwa durch den Abbau von Vorschriften oder rasche steuerliche Entlastungen. Der über Jahre ausgebaute Sozialstaat und hohe Lohnnebenkosten hätten die Anpassungsfähigkeit der Wirtschaft geschwächt.
BDI-Chef will keine Annäherung an die AfD
Als zentrale externe Belastung nannte Leibinger den wachsenden Konkurrenzdruck aus China. Bürokratie, geringe Arbeitszeiten und mangelnde Flexibilität machten deutsche Unternehmen zu langsam. Zugleich forderte er eine härtere Gangart gegenüber unfair subventionierten Importen.
Eine Annäherung an die AfD lehnte Leibinger ausdrücklich ab. Deren Forderungen nach einem EU- oder Euro-Austritt sowie einem Ende der Zuwanderung bezeichnete er als „Katastrophe für unser Land“. Parteien, die auf Polarisierung setzten, rüttelten an den Grundfesten des Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells. (rr)






