Es läuft was gehörig falsch in großen deutschen Talkshows. Wie die JUNGE FREIHEIT in der Vergangenheit mehrfach berichtete, wird die AfD in den führenden öffentlich-rechtlichen Talkformaten „Anne Will“, „Maischberger“, „Markus Lanz“ und „Hart aber fair“, konsequent ausgeschlossen. Und der Trend hält weiter an: Auch im ersten Quartal 2023 wurde kein einziges Mal ein Vertreter der Partei zu einer der besagten Sendungen eingeladen. Dem gegenüber waren Grünen-Chefin Ricarda Lang und SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert jeweils ganze sieben Mal in ebendiesen Sendungen vertreten, konnten dort ausführlich die Positionen ihrer Parteien vortragen.
Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT wiesen ARD und ZDF schon im vergangenen Sommer den Vorwurf zurück, die Benachteiligung der Partei sei politisch motiviert. „Das ist natürlich lachhaft“, entgegnet nun der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, Leif-Erik Holm, im Interview mit JF-TV. Schließlich zeigten die Auswertungen der JF, „daß der Proporz bei den anderen Parteien stimmt“, daß also bei den anderen Parteien sehr wohl ein Zusammenhang zwischen Stellung im Bundestag und Häufigkeit der Einladungen zu Talksendungen bestehe.
Leif-Erik Holm: Daß die AfD nicht im TV vorkommt, ist ein starkes Stück
Zwar sind innerhalb dieses „Proporzes“ weiterhin Verschiebungen zu Gunsten von Grünen und Linkspartei zu beobachten, doch im Großen und Ganzen fällt tatsächlich zuvörderst auf, wie sehr eine Partei, die AfD, gegenüber allen anderen benachteiligt wird. Das erscheine gerade aus journalistischer Perspektive höchst fragwürdig, erläutert Holm, der selbst lange für einen öffentlich-rechtlichen Radiosender arbeitete: „Bei wirklich spannenden Themen, die alle Menschen bewegen, gibt es eine Partei, die wirklich andere Meinungen vertritt als die Altparteien, und gerade die taucht nicht auf!“ Dabei sei es doch „viel spannender, wenn man wirklich konträre Positionen hat.“
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Mit Blick auf die allseits bekannte linksgrüne Schlagseite des Journalismus stellt Holm klar, daß in seinen Augen „nichts Zufall“ sei an der Benachteiligung seiner Partei. Und stellt fest: „Wir vertreten sechs Millionen Wähler, sind eine relevante Größe im Bund und in den Ländern, und daß wir da nicht vorkommen ist schon ein starkes Stück!“
AfD fordert „Grundfunk statt Rundfunkgebühren“
Die Lösung sieht der AfD-Fraktionsvize in einer Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: „Grundfunk statt Rundfunkgebühren“, fordert die AfD, und damit eine Verschlankung von ARD und ZDF, die sich aufs Wesentliche, die Information der Bevölkerung, konzentrieren und große Sportveranstaltungen und Unterhaltungssendungen lieber den Privaten überlassen sollten.
Immerhin einen Lichtblick zu mehr Ausgewogenheit gibt es: In der Sendung von Markus Lanz am Mittwoch kam mit Verteidigungsexperte Rüdiger Lucassen seit langem mal wieder ein AfD-Spitzenpolitiker in einer der großen Talkrunden zu Wort. (JF)