Hamburg: Kritik an Wiederaufbau-Plänen für Nikolaikirche

Die Ruine der Nikolaikirche in Hamburg Die AfD erntet Kritik für den Vorschlag, das Gotteshaus wieder aufzubauen Foto: picture alliance / Bildagentur-online/Joko | Bildagentur-online/Joko

Hamburg

Kritik an Wiederaufbau-Plänen für Nikolaikirche

Deutschland

05. Januar 2022

Autor: JF-Online

25 Kommentare

„Schwachsinn“ und „ekelhaft“ nennt ein Holocaust-Überlebender den Vorschlag der AfD Hamburg, die im Bombenkrieg zerstörte Nikolaikirche wiederaufzubauen. Auch der SPD-Bürgerschafts-Chef Dirk Kienscherf meint, die Kirche müsse weiterhin in Trümmern liegen.

HAMBURG. Hamburgs AfD-Bürgerschafts-Fraktion hat mit ihrem Antrag für Kritik gesorgt, die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Nikolaikirche wiederaufzubauen. „Schwachsinn, ekelhaft“, äußerte sich etwa der Holocaust-Überlebende und Gründer des heutigen Förderkreises „Mahnmal St. Nikolai“, Ivar Buterfas, in der Bild-Zeitung zu den Plänen. Die Ruine müsse weiterhin ein „Bollwerk gegen Rechte“ bleiben.

Auch der Vorsitzende der SPD-Fraktion in Hamburgs Bürgerschaft, Dirk Kienscherf, verwahrte sich gegen einen Wiederaufbau des Gotteshauses. „Geschichtsvergessen und gefährlich! Gerade der nicht erfolgte Wiederaufbau zeigt, wozu Naziherrschaft, Krieg und Terror geführt haben“, betonte der Politiker.

Dresdner Frauenkirche dient der AfD als Vorbild

In dem AfD Antrag heißt es: „Anders als viele andere Städte in Deutschland hat Hamburg wenig getan für das Bild einer über Jahrhunderte gewachsenen Stadt mit einer interessanten 1.000jährigen Historie.“ Die Bauvorhaben der letzten Jahrzehnte hätten zwar das Bild einer modernen Stadt geformt, drohten aber ihren besonderen Charakter nach und nach zu verdrängen.

Die Nikolaikirche könne nach dem Vorbild der Dresdner Frauenkirche wiederaufgebaut werden. „Der Wiederaufbau der Nikolaikirche würde wesentlich zur Belebung der Innenstadt beitragen und im Rahmen der Neugestaltung des Hopfenmarktes zu einer attraktiven Freifläche mit hoher Aufenthaltsqualität.“

Der stellvertretende AfD-Fraktionschef in der Hamburger Bürgerschaft, Alexander Wolf, verteidigte den Vorschlag seiner Partei. „Die Nikolaikirche teilte das historische Schicksal der Dresdner Frauenkirche. Umso mehr wünschen wir uns, daß auch die heutige Nikolairuine erfolgreich wiederaufgebaut wird“, bekräftigte er am Montag gegenüber dem katholischen Nachrichtenportal katholisch.de.

Bei der Zerstörung Hamburgs starben Zehntausende

Die Anfänge der Kirche gehen bis auf das Jahr 1195 zurück. Die heute bekannte Ausführung des Gebäudes wurde 1874 fertiggestellt. Sein 147 Meter hoher Turm war von 1874 bis 1877 das höchste Gebäude der Welt.

Am 28. Juli 1943 wurde die Kirche bei Luftangriffen während der „Operation Gomorrha“ zerstört. Damals verheerten britische und US-amerikanische Bomberverbände weite Teile Hamburgs. Bei den Angriffen kamen mehr als 34.000 Menschen ums Leben. (fw)

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Kommentare

Iudex sagt:

6. Januar 2022 um 11:36 Uhr

„Bei den Angriffen kamen mehr als 34.000 Menschen ums Leben“.
Wirklich? Bevor solche Zahlen veröffentlicht werden, sollten wir doch lieber auf die nächste Historiker-Kommission und deren „Untersuchungen“ warten….
1. Reiner sagt:
  
  6. Januar 2022 um 12:28 Uhr
  
  Deutsche Opfer auch wenn es sich um Zivilisten handelt,zählen doch nicht in deren Geschichtsbild.
Carsten Schulz sagt:

6. Januar 2022 um 10:14 Uhr

Es mag ja gute Gründe für oder auch gegen eine Rekonstruktion solch einer Kirche geben. Wer aber gleich mit den Totschlagbegriffen von ‚Schwachsinn‘ und ‚ekelhaft‘ kommt, der disqualifiziert sich als ernstzunehmender Gesprächspartner.

Die Frauenkirche wurde bereits erwähnt. Ich erinnere auch an die Wiedererrichtung der Ostzeile des Frankfurter Römerbergs zu Anfang der achtziger Jahre oder an die Rekonstruktion des Frankfurter Altstadtviertels, die gerade abgeschlossen wurde.

Zu Beginn immer die gleichen Argumente dagegen, immer von den gleich tickenden, meist linksgestrickten Zeitgenossen. Am Ende ist die überwältigende Mehrheit der Bürger froh, dass es das betreffende Gebäude wieder gibt. Frankfurt ohne die Ostzeile des Römerbergs zum Beispiel könnte und wollte sich heute niemand mehr vorstellen. Von der Frauenkirche ganz zu schweigen.

Ich hoffe und wünsche, dass die AfD standhaft bei ihrem Vorschlag bleibt. Solche historischen Rekonstruktionen brauchen einen langen Atem.
Der Sauerländer sagt:

6. Januar 2022 um 9:59 Uhr

Es ist ein sich immer (absichtsvoll?) wiederholender Fehler aller Eiferer gegen den Nationalsozialismus, daß sie ihn als rechts bezeichnen. Damit outen sie sich doch als links und bekämpfen somit ihre eigene Überzeugung, denn Adolf und seine Truppe waren eindeutig links. Diese Fehleinschätzung hält sich hartnäckig wie Hundekacke im Schuhsohlenprofil. Wenn die Kirchenruine ein „Bollwerk gegen Rechte“ sein soll, müßten diese Schlaumeier auch mal sagen, wer denn diese Rechten sind? Hitler ist das nicht, er paßt eher in die Schublade eines Staatsratsvorsitzenden, Generalsekretärs oder Junta-Chefs, kurz all derjenigen, die über kurz oder lang mit ihren Träumereien krachend gescheitert sind, weil sie das Wesen des Menschen nicht anerkennen wollten. Das ist die ganze linke Bande, weshalb die Kritik am Wiederaufbau der Kirche völlig falsch begründet ist.
herbst sagt:

6. Januar 2022 um 8:42 Uhr

Die Nicolaikirche ruft aber auch Erinnerungen an die Luftkriegsverbrechen unserer allerbesten Freunde wach.
Warum die Kirche nicht wieder aufbauen? Das wäre doch ein schönes Zeichen für Frieden und Verständigung.
1. Klaus Reichel sagt:
  
  6. Januar 2022 um 12:23 Uhr
  
  Ein noch schöneres Zeichen wäre es, wenn der Aufbau auch von den Engländern befürwortet und gefördert würden. Sollte die AfD vielleicht dort mal anfragen?
Gottfried Hermann Spieth sagt:

6. Januar 2022 um 8:33 Uhr

Manche Leute haben ein eingeschränktes Wahrnehmungsvermögen. Man könnte es auch angstbesetzt nennen. Aus einer vorübergegangenen Urkatastrophe ein Dauerereignis zu machen, das architektektonische Hässlichkeit zum Maßstab städtebaulichen Nicht-Handelns macht, zeugt von innerer Furcht. In dem gegen den Wiederaufbau der Nikolaikirche gerichteten Ekel-Ausbruch von Herrn Buterfas steckt tiefenpsychologisch die Angst, in nicht allzu ferner Zukunft die religions- u. geschichtspolitische Deutungshoheit zu verlieren. Die Shoa, gerade weil sie so schrecklich war, ist nicht Dreh- u. Angelpunkt der Weltgeschichte. Nach Gesetzen der Hegel´schen Dialektik – die Karl Marx weiterführte – folgt auf jede These eine Antithese, die in einem weiteren Schritt synthetisch überformt wird. Die eines Tages wieder aufgebaute Nikolai-Kirche in Hamburg wird vom weltgeschichtlichen Sieg der erneuerten christlichen Zivilisation zeugen. Könige und Religionsführer aller Welt werden dann zu sakralen Orten pilgern, an denen Jesus von Nazareth als wiedergekommener Messias verehrt wird. Was drei östliche Könige vor 2022 Jahren in dankbarer Verehrung des Heilands taten, ist Modell für weltweite Zukunft (Jes 60,1-6).
1. Gerhard-PC sagt:
  
  6. Januar 2022 um 18:45 Uhr
  
  Ja, Frau Spieth! Das Kommende muß sich mit Gottes Hilfe gegen alle Widerstände durchsetzen – auch gegen den Geist von Karl Marx.
2. Gerhard-PC sagt:
  
  7. Januar 2022 um 10:31 Uhr
  
  Allerdings werden dann die Spuren der Geschichte, in der sich das Tier im Menschen auf vielfältige Weise bei allen Völkern gezeigt hat, auch als Ruinen gebraucht werden, um uns immer daran zu erinnern, wie sehr wir das göttliche System über uns benötigen. Dabei kann nicht nur eine Ruine, wie die Gedächtniskirche in Berlin, sondern auch eine wiederaufgebaute Kirche, wie die Frauenkirche in Dresden, der man noch die Spuren der Kriegszerstörung ansieht, ein solches Mahnmal sein.
Joachim Reuter sagt:

6. Januar 2022 um 7:54 Uhr

Die Kirchenruine ist eine Anklage gegen den anglo-amerikanischen Bombenterror.
Was Herr Buterfas und seine Gesinnungsgenossen dorthinein interpretieren ist Unsinn, Hetze und ohne jegliche historische Wahrheit.
N. Niklas sagt:

6. Januar 2022 um 3:23 Uhr

Der Anblick der Nikolaikirche hat etwas Schreckliches. Er gemahnt aber nicht an die Verbrechen der Nazis, sondern die abscheuliche Zerstörung Hamburgs bei der Operation Gomorrha.
Wer es für richtig hält, dass man die verkohlten, zusammengeschrumpften Leiber der Bombenopfer und die Verzweiflung und Angst der Menschen bei der versuchten Vernichtung der Hansestadt bei diesem Anblick auch fast 7 Dutzend Jahre später noch vor Augen hat, hat offensichtlich einen zu großen Schluck von der Gnade seiner späten Geburt genommen. Die Wiederauferstehung der Nikolaikirche wäre nun spätestens nachdem die Antifa bei G20 ebenfalls versucht hat, die Stadt zu verwüsten, die wohlverdiente Belohnung der Hamburger für fast 80 Jahre Büßertum, nämlich dafür dass sie die Stab- und Sprengbomben der RAF und sogar ihre letzten beiden Bürgermeister überlebt haben.
Hamburger sagt:

6. Januar 2022 um 0:20 Uhr

Als „gefährlich“ habe ich den SPDler Dirk Kienscherf erlebt.

Ich überraschte ihn, als er AfD-Wahlplakate „entsorgte“. Als ich ihn fotografieren wollte mit den Plakaten unterm Arm warf er diese blitzschnell weg – nur leider einem kleineren Kind vor das Fahrrad, und das im Februar. Also ein ganz asoziale … Person, dieser Kienscherf.

Gefährlich ist dieser Mann nebst seiner Partei.
Eberhard Schmidt sagt:

5. Januar 2022 um 23:30 Uhr

„Gerade der nicht erfolgte Wiederaufbau zeigt, wozu Naziherrschaft, Krieg und Terror geführt haben …“

Eine bestechende Logik. Danach hätte Deutschland überhaupt nicht wiederaufgebaut werden dürfen, es hätte ein Trümmerfeld bleiben müssen. Die Erlebnisgeneration, die frierenden und hungernden Überlebenden haben damals anders entschieden, aber nicht für alles war gleich Geld und Zeit da. Das ließ man für die Zukunft.
Damals hätte keiner ahnen können, daß die Deutschen sich mal selbst bestrafen und um ihr Erbe bringen wollen würden.
Vor allem: was kann diese jahrhundertealte Kirche für die tollwütigen zwölf Nazijahre?
Schönheit und Geschichte darf es nicht geben. Historie nur, wenn sie mahnt. Gedenken nur an die Verbrechen. Das ist der Deutschen Los. Wer’s anders sieht, ist schwachsinnig und ekelhaft.
Ernuwieder sagt:

5. Januar 2022 um 20:22 Uhr

Im Übrigen fand ich den Entwurf des Hamburgers Gottfried Semper für den Wiederaufbau der Nikolaikirche nach dem Stadtbrand 1842 viel schöner als den letztendlich realisierten:

https://architekturcollage.de/wp-content/uploads/2016/09/10_Hamburg-Blick-auf-St.-Nicolai_matthias-walther_Architekturcollage.jpg

https://www.picclickimg.com/d/l400/pict/254875181693_/Hamburg-Nikolaikirche-Planansicht-f%C3%BCr-Wiederaufbau-von-Gottfried-Semper.jpg
Ernuwieder sagt:

5. Januar 2022 um 20:18 Uhr

Nun ja, persönlich bin ich allerdings auch für den Erhalt der Ruine als Ruine.

Weil:

a) die Nikolaikirche nur ein Bau aus dem 19. Jahrhundert ist, nachdem die mittelalterliche Vorgängerkirche dem großen Stadtbrand zum Opfer gefallen war. Sie hat kunsthistorisch und städtebaulich keine mit der Dresdner Frauenkirche, dem Berliner Stadtschloß oder der Frankfurter Altstadt vergleichbare Bedeutung.

b) die Ruine, ähnlich wie die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, einen ästhetischen Wert hat.

c) die Kirche ein beeindruckendes Mahnmal ist, das in erster Linie das Leid veranschaulicht, das der Stadt durch die Bombenangriffe zugefügt wurde!
Die Stadt braucht hierfür einen Erinnerungsort.
Die Gedenkstätte zu noch einer weiteren der bereits unzähligen Gedenkstätten an das NS-Unrecht umzudeuten, ist schließlich nur eine schnöde geschichtspolitische Verdrehung seitens der linken Parteien, die Erinnerung an deutsches Leid grundsätzlich nicht ertragen können oder nicht dulden wollen.

Daß diese Kräfte unsere häßlichen Städte als wohlverdiente Strafarchitekturen bewußt häßlich halten wollen, ließe sich auch anders konterkarieren: indem man Hamburg insgesamt, also anderswo schöner macht.
K. Twiel sagt:

5. Januar 2022 um 19:34 Uhr

Der Wiederaufbau Deutschlands nach dem Kriege war geschichtsvergessen und gefährlich! Aber jetzt sind wir auf gutem Wege.
jodibel sagt:

5. Januar 2022 um 19:18 Uhr

Dann sind wir schon zwei !

Wie die „Kritiker“ wohl den Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche bewerten ?
… nur eine Frage am Rande.

jodibel
Nichtdiemama sagt:

5. Januar 2022 um 18:08 Uhr

Wenn die Kritiker der Wiederaufbaus Recht hätten dann hätte man nach dem Krieg keine zerstörte Kirche wieder aufbauen dürfen. Was für eine kranke Logik. Das betrifft nicht nur die Frauenkirche in Dresden. Ein Beispiel ist St. Martini in Bremen (st-martini.net) wo heute lebendiges Evangelium gepredigt wird.
Thomas B. sagt:

5. Januar 2022 um 18:08 Uhr

„Die Ruine müsse weiterhin ein „Bollwerk gegen Rechte“ bleiben“

Wie jetzt, gegen Rechte? Gegen Nazis, das könnte man noch verstehen, aber gegen alle Rechten?

„Rechts“ gehört zur Demokratie, genau so wie Links. Keine der beiden Seiten hat das Recht die andere Seite zu tilgen. Auf so was kommen nur Menschen mit Nazi-Charakter.

Tja, wo sind sie heute alle geblieben, die vielen faschistoiden Charaktere, die damals schon, zu NSDAP-Zeiten, anderen ihren Spatzenverstand aufzwingen mussten?

Nun, die Rote Flora ist heute halt nicht braun, und „rote“ Parteien, auch wenn sie sich grün verkaufen, eben auch nicht. Das Spiel der Farben ändert nichts an der Qualität des Personals.
1. Gerhard-PC sagt:
  
  6. Januar 2022 um 19:01 Uhr
  
  Ruinen als linke „Bollwerke gegen Rechts“! Das ist wirklich krank.
Peter Ehrlich sagt:

5. Januar 2022 um 17:37 Uhr

Es sind die Worte „Schwachsinn und ekelhaft“ genannt worden. Wer nun hier schwachsinning oder ekelhaft ist…..sollte jeder für sich selbst entscheiden. Ich würde den Wiederaufbau jedenfalls gut finden.
1. Staurophylax sagt:
  
  5. Januar 2022 um 20:48 Uhr
  
  Stellen Sie sich vor allem einmal vor, ein Politiker der AfD hätte irgend einen Vorschlag irgend einer anderen Fraktion „schwachsinnig und ekelhaft“ genannt. Dann hätte es einen parteiübergreifenden Konsens darüber gegeben, dass man der AfD „mangelnde politische Kultur“ oder „Verrohung der Debatte“ vorwerfen müsse … .
2. Diogenes sagt:
  
  5. Januar 2022 um 21:17 Uhr
  
  Andere träumen stattdessen vielleicht eher von Bomben auf die wiederaufgebaute Frauenkirche zu Dresden.
  1. Gerhard-PC sagt:
    
    6. Januar 2022 um 18:53 Uhr
    
    Ja, man erinnert sich an das „Do ist again!“
  2. Gerhard-PC sagt:
    
    7. Januar 2022 um 10:04 Uhr
    
    „Do it again!“

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