MÜNCHEN. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat die Bundesregierung davor gewarnt, bildungsferne Zuwanderung zu forcieren. „Dies hat erhebliche Folgen für die Integration in Arbeit. Ohne oder mit geringer Schulbildung ist es ein weiter Weg zu einem existenzsichernden Einkommen für sich, und noch mehr für die ganze Familie“, mahnte Hermann am Montag.
Eine Vermengung von Fachkräfteeinwanderung und Asylpolitik setze die falschen Signale und fördere zudem illegale Zuwanderung. Zwar sei es richtig, das Potential von Migranten zu nutzen. „Es ist aber schlicht unrealistisch, hieraus zu folgern, daß Fluchtmigration und Fachkräftezuwanderung gleichgesetzt werden können“, erläuterte der Politiker.
Afghanische und somalische Flüchtlinge haben oft nur Grundschulbildung
Hermann bezog sich dabei auf Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF), denen zufolge immer weniger Migranten mit höherer Bildung hierzulande um Asyl bitten. So habe beispielsweise über die Hälfte aller nach Deutschland kommenden Afghanen und Somalier nur Bildung auf Grundschulniveau.
Auch syrische Zuwanderer verfügten über einen immer niedrigeren Bildungsstand. „Von qualifizierter Zuwanderung kann hier auch keine Rede sein“, bekräftigte er. „Ich warne die Bundesregierung davor, Anreize zu setzen, daß sich noch mehr unqualifizierte Menschen in der Hoffnung auf Arbeit auf den Weg nach Deutschland machen.“
Herrmann lobt frühere Gastarbeiter
Allerdings hatte sich der bayerische Innenminister in der Vergangenheit selbst positiv über bildungsferne Einwanderung geäußert. Zuletzt lobte er die Anwerbeabkommen, welche die Bundesrepublik zwischen 1955 und 1968 mit verschiedenen Ländern vereinbart hatte.
„Wir müssen rein wirtschaftlich klar feststellen: Ohne die vielen fleißigen Menschen aus der Türkei, aber auch aus Italien, aus Spanien, aus Griechenland, Marokko und vielen anderen Ländern, wäre der wirtschaftliche Motor in Deutschland ins Stottern geraten“, unterstrich Herrmann.
Anwerbeabkommen ging nicht von Deutschland aus
Deutsche Politiker behaupten heutzutage regelmäßig, die Bundesrepublik habe in den sechziger Jahren die Gastarbeiter aus der Türkei gerufen. Tatsächlich ging die Initiative aber von den Herkunftsstaaten aus, wie der Migrationsforscher Johannes-Dieter Steinert bereits vor zehn Jahren anläßlich des 50. Jahrestages des Anwerbeabkommens im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT erläuterte.
Die damals politisch instabile und wirtschaftliche schwache Türkei erhoffte sich von der Maßnahme einerseits einen Lohntransfer, da klar war, daß die Gastarbeiter das Geld zu ihren Familien nach Hause schicken würden. Auch ging die türkische Regierung davon aus, daß ihre Landsleute nach einigen Jahren wieder zurückkehren würden. Ihre im Ausland erworbenen Fähigkeiten sollten dann ebenfalls der türkischen Wirtschaft zugutekommen. (fw)